Auf Gesundheit programmiert

Auf Gesundheit programmiert
Studien zeigen engen Zusammenhang zwischen frühkindlicher Ernährung und langfristiger Gesundheit.

Man darf nicht die Gene dafür verantwortlich machen, wenn man übergewichtig wird." Das sagt Univ.-Prof. Jürgen König, Leiter des Departments für Ernährungswissenschaften der Uni Wien. Der Anlass: Immer mehr Untersuchungen belegen, dass der Ernährung während der ersten 1000 Tage eines Menschen – von der Empfängnis bis zu einem Alter von etwa zwei Jahren – eine Schlüsselrolle zukommt.

"Die Vererbung genetischer Merkmale von Generation zu Generation spielt eine gewisse Rolle", sagt König. "Aber die frühkindliche Prägung durch Faktoren wie Ernährung, Bewegung und auch Umwelteinflüsse hat einen deutlich höheren Einfluss als die Genetik." Schließlich könne es nicht innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Veränderung der genetischen Ausstattung einer Bevölkerung kommen – der starke zahlenmäßige Anstieg übergewichtiger Menschen sei aber erst seit 20 bis 30 Jahren zu beobachten.

Großer Einfluss

Bestimmte Nährstoffe können aber die Expression – die Aktivierung – von Genen bzw. Genabschnitten beeinflussen, sagt König. "Das kann positiv oder negativ sein – die Zusammenhänge sind noch viel zu wenig bekannt." Ernährungs- und Umweltfaktoren in den ersten 1000 Tagen hätten jedenfalls – auch über ihre Wirkung auf die Genaktivität – einen großen Einfluss darauf, wie gesund oder krank ein Mensch im Alter ist, sind Ernährungswissenschafter und Mediziner zunehmend überzeugt: Dies werde offensichtlich zum größten Teil durch Stoffwechselwege bestimmt, die bereits früh angelegt werden.

Neben vielfältiger Nahrungsmittelauswahl programmiert auch Muttermilch den Stoffwechsel. Studien zeigen, dass längeres Stillen das Risiko für späteres Übergewicht reduziert, so das "Nutricia Forum für Muttermilchforschung" (Milupa-Initiative).

Nicht mehr propagiert wird das Konzept, im ersten Lebensjahr auf mögliche allergieauslösende Lebensmittel zu verzichten (bei sämtlichen Kuhmilchprodukten allerdings ist wegen ihres hohen Eiweißgehalts Zurückhaltung geboten). "Ansonsten geht man davon aus, dass das Vermeiden von bestimmten Lebensmitteln im ersten Lebensjahr nur dazu führt, dass der Organismus dann später empfindlicher reagiert", sagt König: "Natürlich ist das – wie beim Impfen – eine Gratwanderung: Ich schütze dadurch den allergrößten Teil der Bevölkerung. Ein kleiner Teil kann aber mit einer Allergie reagieren."

  1. Wurst und Fleischkonsum auf max. drei Mahlzeiten pro Woche einschränken.
  2. Vor allem in der sonnenarmen Zeit 1–2 x wöchentlich Fisch und/oder Zuchtpilze (z. B. Champignons).
  3. Max. drei Portionen Milchprodukte täglich (Milch, Joghurt, Käse).
  4. Folsäurereiches Gemüse (z. B. Erbsen, Fenchel, Karfiol, Brokkoli, Spinat) sowie Vollkornprodukte täglich anbieten.
  5. Geriebene Nüsse oder geriebene Samen und Weizenkeime ins Joghurt oder in die Suppe rühren.
  6. Hülsenfrüchte (z. B. Erbsen, Linsen, Bohnen) mindestens 1 x wöchentlich als Basis einer warmen Hauptmahlzeit.
  7. Leitungswasser ist das Getränk erster Wahl.
  8. Mindestens ein bis zwei Eier pro Woche (inkl. der Eier z. B. in Kuchen oder Aufläufen).
  9. Zum Kochen und für Salate Raps-, Sonnenblumen- oder Maiskeimöl verwenden (mehr-fach ungesättigte Fettsäuren).
  10. Salzreiche Lebensmittel selten bzw. in bewusst kleinen Mengen verzehren. Bei Kleinkindern beim Kochen kaum Salz verwenden.
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