Hormonersatztherapie: Auch Risiko für Eierstockkrebs erhöht

Viele Frauen setzen bei Wechselbeschwerden auf Hormonersatz. Die Therapie ist jedoch umstritten
Bei Frauen, die den Hormonersatz nur wenige Jahre verwendeten, zeigte sich ein um 40 Prozent höheres Risiko für Ovarialkarzinome.

Vor fast 15 Jahren haben wissenschaftliche Studien heftige Zweifel am Wert der Hormonersatztherapie nach der Menopause aufkommen lassen. Mehr Krebsfälle und Herz-Kreislauf-Probleme wurden damit in Verbindung gebracht. Doch auch die seither empfohlene kurze Anwendung bei schweren Menopause-Problemen führt zu mehr Eierstockkrebs-Erkrankungen, haben jetzt Epidemiologie-Forscher herausgefunden.

Sir Richard Peto und die Co-Autoren der internationalen Ovarialkarzinom-Studiengruppe veröffentlichen die neuen Erkenntnisse in der britischen Fachzeitschrift The Lancet. Der Experte: "Bei Frauen, die ab dem Alter von 50 Jahren fünf Jahre lang eine Hormonersatztherapie einnehmen, gibt es pro 1.000 Personen eine zusätzliche Ovarialkarzinom-Erkrankung mehr. Ebenso gibt es einen Ovarialkarzinom-Todesfall mehr pro 1.700 Benutzerinnen der Hormonersatztherapie."

Die Wissenschafter haben 52 bereits vorhandene wissenschaftliche Untersuchungen mit 21.488 Ovarialkarzinom-Patientinnen einer neuerlichen Analyse unterzogen. Dabei wurden die Daten aller Teilnehmerinnen noch einmal untersucht. Die Studien stammten aus Nordamerika, Europa und Australien.

Oft schlecht behandelbar

Dabei zeigte sich eine Korrelation zwischen Hormonsubstitution und dem Auftreten der häufigsten Formen dieser tückischen Krebserkrankung: Auch wenn Frauen den Hormonersatz nur wenige Jahre verwendeten, um ihre Wechselbeschwerden zu unterdrücken, zeigte sich ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko für Ovarialkarzinome. Der Effekt zeigte sich sowohl bei der Benutzung einer Hormonsubstitution allein mit Östrogen als auch bei der Verwendung von Östrogen-Gestagen-Kombinationen. Ovarialkarzinom-Erkrankungen sind oft schlecht behandelbar, werden häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt.

Nach den bald nach der Jahrtausendwende aufgetauchten schweren Verdachtsmomenten rund um die ehemals von vielen Gynäkologen breit propagierte Hormonersatztherapie wurde deren Verwendung deutlich eingeschränkt. Die Hormonsubstitution sollte nur noch bei schweren Symptomen und möglichst kurzfristig eingesetzt werden. Doch auch das könnte zur Diskussion stehen: In jüngerer Vergangenheit gab es wieder mehr positive Stimmen zur Hormonersatztherapie unter den Gynäkologen.

2003, kurz nach beginn der Diskussionen, hatte der Wiener Brustkrebsspezialist und Chirurg Michael Gnant zum Thema einer möglichen Verbindung zwischen Hormonersatztherapie und Brustkrebs erklärt: "1980 hatten wir pro Jahr rund 3.000 neue Brustkrebserkrankungen. Jetzt sind es rund 5.200. Man kann davon ausgehen, dass ein Teil dieser (zusätzlichen, Anm.) Erkrankungen auf den Hormonersatz zurückzuführen ist."

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