Aspirin kann auch vor Krebs schützen

Aspirin kann auch vor Krebs schützen
Neue Studien belegen das große Potenzial des Schmerzmittels. Experten warnen aber vor Euphorie.

Es ist eines der ältesten Medikamente – und auch mehr als 100 Jahre nach Markteinführung finden Forscher neue Nutzungsmöglichkeiten des Wirkstoffs Acetylsalicylsäure (ASS, hauptsächlich unter dem Produktnamen Aspirin bekannt). Aktuell beschäftigten sich zwei große Studien mit dem Einsatz in Prävention und Therapie von Krebs. Das berichtet BBC Health.

Dass ASS mehr kann als nur Kopfschmerzen zu bekämpfen, ist schon länger bekannt. "Ich finde, das ist ein bedeutendes Medikament, das unter seinem Wert gehandelt wird", sagt Univ.-Prof. Irene Kührer, Onkologin an der MedUni Wien. Aufgrund seines großen Potenzials werde es intensiv beforscht. In den vergangenen Jahren beschäftigten sich insgesamt 195 wissenschaftliche Untersuchungen damit. Auch medizinische Laien wissen mittlerweile, dass ASS vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen kann. Kührer: "In der Arteriosklerose-Prävention zeigt es sehr gute Eigenschaften."

 

Anti-entzündlich

Aspirin kann auch vor Krebs schützen

Zuletzt lag der Fokus aber auf Krebs. "Wir wissen, dass entzündliche Prozesse im Körper Motor sowohl für die Entstehung von Krebs als auch von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Durch seine anti-entzündliche Wirkung hat ASS offenbar auch Krebs verhindernde Effekte", sagt Kührer.

Im Mäuse-Versuch haben britische und kanadische Forscher jüngst einen weiteren Puzzlestein gefunden. ASS scheint ein Enzym zu beeinflussen, das auch bei der Entstehung von Karzinomen aktiv ist.

Darmkrebs

In einer zweiten Untersuchung in den Niederlanden waren 4500 Darmkrebs-Patienten über Jahre beobachtet worden. Die meisten hatten täglich eine niedrige Dosis Aspirin eingenommen, um ihr Risiko für Schlaganfall oder Herzinfarkt zu senken. Diese reduzierten damit auch ihr Risiko, an Darmkrebs zu sterben, um 30 Prozent. Die Studien-Autoren folgern: "Aspirin scheint nicht nur das Auftreten von Krebs verhindern zu können, sondern auch seine Ausbreitung im Körper."

Als Alternative zu Chemotherapien wollen sie ASS zwar nicht sehen. "Aber es könnte eine nützliche Zusatzbehandlung sein." Ist also die tägliche Dosis ASS zur Krebsprävention aufgrund der positiven Forschungsergebnisse sinnvoll? Krebsexpertin Kührer verneint. "Es ist ein vorsichtiger Einsatz nötig." Und: "Um es als Anti-Krebs-Mittel oder zur Vorsorge einzusetzen, sind noch weitere Forschungen nötig." Denn wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten. "In manchen Studien überwiegt die Gefahr von schweren Blutungen, etwa im Magen-Darm-Trakt", betont Kührer. Ein Aspirin-ähnliches Medikament sei wegen einer Häufung von Magen- und Darmgeschwüren sogar vom Markt genommen worden.

Nur, weil ein Medikament rezeptfrei erhältlich sei, verfüge es nicht über weniger Wirkung. "Aspirin ist ein effektives Medikament, das nur in Rücksprache mit dem Arzt eingesetzt werden sollte."

Wirkstoff: Im 19. Jahrhundert entwickelt

Geschichte
Salicylsäure wirkt entzündungshemmend und kommt in der Natur vor – mit ähnlichen Inhaltsstoffen wie die später synthetisch hergestellte Acetylsalicylsäure (ASS). Den Saft der Weidenrinde empfahl Hippokrates bei rheumatischen Schmerzen. Von Papyri der Ägypter ist bekannt, dass sie auch schon Weidenrinde gegen Entzündungen nutzten.

Moderne
Der deutsche Chemiker Felix Hofmann entwickelte 1897 die Acetylsalicylsäure. 1899 wurde sie von der Firma Bayer unter dem Namen Aspirin auf den Markt gebracht. "A" steht für Acetylsalicylsäure, "spirin" kommt von der Salicylsäure-hältigen Pflanze Mädesüß (lat. spire). Aspirin ist die bekannteste ASS-Arznei, es gibt aber auch andere Präparate.

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