Antibiotika bewusst einsetzen: Resistenzen nehmen zu

Viele halten Halsschmerzen für eine eigene Erkrankung. Sie sind aber ein Symptom von Entzündungen im Rachenraum.
Viele wissen nicht, dass Antibiotika bei Halsschmerzen zu 80 Prozent nicht wirken. Experten warnen jetzt vor einem Anstieg der Resistenzen.

Sie zählen zu den häufigsten Beschwerden in der kalten Jahreszeit. Und werden meist falsch behandelt. Patienten betrachten Antibiotika als Allheilmittel und üben Druck auf den Arzt aus, sie auch zu verschreiben. Oder sie horten sie und verordnen sie sich selbst. Doch Halsschmerzen werden zu 80 Prozent von Viren ausgelöst. Anlässlich des weltweiten Antibiotic Awareness Days am Montag betonen Experten: „Antibiotika sind gegen Viren generell wirkungslos, da sie Bakterien bekämpfen.“

Umdenken gefordert

Univ.-Prof. Matthäus Grasl von der Wiener Uni-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten fordert deshalb ein Umdenken und mehr Information: „Zur Behandlung unkomplizierter viraler Halsschmerzen sind Antibiotika meist der falsche Therapieansatz. Sie wirken weder schmerzstillend noch antiviral.“ Antibiotika sollten nur bei gesicherten bakteriellen Infekten, etwa durch Streptokokken, angewendet werden. Bei Kindern, wo bakterielle Infektionen häufiger als bei Erwachsenen zu Komplikationen führen, ist ein Antibiotika-Einsatz hingegen manchmal hilfreich.
Die Unterscheidung zwischen viral oder bakteriell bedingtem Infekt ist oft schwierig. „In der Praxis arbeiten wir daher mit einem standardisierten Stufenverfahren.“
Antibiotika zählen zu den bedeutendsten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts, betont Oskar Janata, Infektionsexperte am Wiener SMZ-Ost. „Es schaut nicht so aus, als würden wir sie im 21. Jahrhundert nicht mehr brauchen. Umso verantwortungsvoller müssen wir mit diesen wichtigen Medikamenten umgehen.“ Oft werde etwa vergessen, „dass Antibiotika auf den gesamten Körper wirken und nicht nur in dem Bereich, für den ich sie einnehme“.

Zunahme

Antibiotika-Resistenzen nehmen weltweit zu. „Die Situation ist besorgniserregend“, sagt Janata. So finden sich im Darm gesunder Urlaubsheimkehrer (u. a. Südamerika oder Indien ) häufig resistente Keime. „Aus Ägypten kam fast jeder zweite mit solchen Keimen im Darm zurück.“ Sie können aber nur im Krankheitsfall zu Problemen führen. Im Vergleich mit anderen Ländern steht Österreich laut dem vom Gesundheitsministerium aktuell veröffentlichten „Resistenzbericht AURES 2012“ in Sachen Antibiotika-Resistenzen aber „noch immer relativ günstig und stabil“ da.

Tipps vom Apotheker

Geben S’ mir was gegen Halsweh, das schnell wirkt.“ Das hört der Wiener Apotheker Kurt Friedrich Vymazal häufig. „Die Leute wollen rasch ihren Schmerz lindern. Wir sind da meist die erste Anlaufstelle. Wir müssen anhand ihrer Beschreibungen entscheiden, ob ein rezeptfreies Präparat ausreicht oder der Betroffene besser zum Arzt sollte.“ Viele Betroffene wissen gar nicht, dass Halsschmerzen ein Symptom für Infekte im Mund- und Rachenraum, aber keine eigene Erkrankung sind. Im Vordergrund steht die Linderung der Beschwerden durch entzündungshemmende und schmerzstillende Mittel wie Lutschtabletten oder Hausmittel wie Halswickel und Gurgeln mit Salbei, Kamille oder Spitzwegerich. Wichtig ist auch, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. „Das befeuchtet den Rachenraum.“kurier.at/gesundheitMehr Tipps finden Sie online.

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