Ansteckende Entzündung löst "Augengrippe" aus

Die Viren sind hochansteckend und reizen die Bindehaut.
Die Erkrankung ist nicht gefährlich, aber sehr lästig: Experten raten zu erhöhter Hygiene.

Bei grippeähnlichen Symptomen wie Fieber oder geschwollenen Lymphknoten denken die wenigsten an eine Bindehautentzündung. Und doch kann sich die im Volksmund "Augengrippe" genannte, besonders schmerzhafte Form derart äußern. Derzeit grassiert "Keratoconjunctivitis epidemica", wie die Erkrankung streng medizinisch heißt: Im deutschen Nordrhein-Westfalen spricht man bereits von einer Epidemie und auch in Wiener Spitälern und Augen-Ambulanzen rät man jetzt zu besonderer Hygiene.

"Ansteckende Viruserkrankung"

"Es handelt sich um eine sehr ansteckende Viruserkrankung", erklärt Oberarzt Stephan Radda vom Wiener Hanusch-Krankenhaus. Sie wird durch einen "besonders aggressiven und hochansteckenden Stamm" von Adenoviren ausgelöst und über Schmier- und Tröpfcheninfektionen übertragen. Die Erkrankung macht sich erst eine Woche nach der Infektion bemerkbar: "Es kommt zu extrem starker Rötung der Bindehaut, Juckreiz und zum Teil zum Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben." Dazu tränen die Augen und es können die eingangs erwähnten grippeähnlichen Symptome auftreten, betont Radda.

Hygiene zur Prävention

Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr ist Hygiene das Um und Auf – sowohl während einer Erkrankung als auch zur Prävention. Das Virus ist nämlich besonders widerstandsfähig und kann längere Zeit auf Türklinken, Haltegriffen und in Handtüchern überleben. "Ganz wichtig ist es daher, die Hygienemaßnahmen zu forcieren. Das heißt, Händeschütteln vermeiden und die Hände regelmäßig waschen und desinfizieren." Besonders, wenn im familiären oder beruflichen Umfeld bereits jemand erkrankt ist, ist die Ansteckungsgefahr hoch. Manche Ärzte empfehlen daher sogar Krankenstand.

Ungefährlich, aber lästig

Gefährlich ist die Augengrippe zwar nicht – aber sehr lästig und unangenehm. Vor allem morgens können die Augen stark verklebt sein. Bis die Beschwerden vollständig abgeklungen sind, dauert es zwei bis drei Wochen. Eine verkürzende Behandlung gibt es nicht, die Patienten können nur warten. Manchmal werden zur Linderung der Symptome abschwellende Cortison-Tropfen verschrieben, um schmerzhafte Verhärtungen in der Hornhaut zu verhindern. Gegen zusätzliche bakterielle Infektionen wird manchmal noch ein Antibiotikum verordnet.

Keine Selbsttherapie

Augenarzt Radda warnt allerdings davor, in Eigenregie Therapien anzuwenden. Es sollte unbedingt vom Augenarzt abgeklärt werden, ob es sich tatsächlich um eine Augengrippe handelt oder um eine andere Art von Bindehautentzündung. In der Frühphase können Cortison-Präparate sogar zu einer Chronifizierung beitragen.

Zu beliebten Hausmitteln wie etwa Kamillen-Umschläge sollte man bei der Augengrippe auch nicht greifen. Radda: "Das ist aus augenärztlicher Sicht abzulehnen. Die ätherischen Öle können die Augen zusätzlich reizen und Kamille wirkt generell eher austrocknend."

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