Amphetamine sind im Kommen

Modedroge Crystal wird auch in Österreich zur Bedrohung
Welt-Drogenbericht. Internationale Daten lassen sich nicht auf Österreich umlegen, sagen Experten

Weltweit sind Amphetamine, zu denen auch das gefährliche Crystal Meth zählt, beim illegalen Drogenkonsum auf dem Vormarsch: Diese synthetischen Drogen sind in Punkto Verbreitung bereits auf Platz zwei hinter Cannabis vorgerückt. 34 Millionen Menschen konsumieren sie, zu Cannabis greifen mit 178 Millionen wesentlich mehr. Das zeigt der Welt-Drogenbericht der UNO, der am Donnerstag in Wien veröffentlicht wurde. Insgesamt griffen im Jahr 2012 243 Millionen Menschen zu illegalen Substanzen.

Auf Österreich lassen sich die internationalen Trends allerdings nicht umlegen. Auch deshalb, weil es keine offiziellen Zahlen gibt und die offiziellen Stellen offenbar sehr wenige Daten zur europäischen Drogenbeobachtungsstelle EMCDDA schicken. „Es besteht ein Mangel an detaillierten Erhebungen“, kritisiert Univ.-Prof. Gabriele Fischer, Leiterin der Drogenambulanz und Suchtforschung an der MedUni Wien.
Wenig Aufputscher Aufgrund ihrer Arbeit weiß sie aber: „Das Aufputschende ist hierzulande nicht so gefragt.“ Sie hat soeben eine Studie über die Substanzmissbrauchsmuster von Universitätsstudenten fertiggestellt. Gerade diese Gruppe unterliegt einem hohen Missbrauchsrisiko und wird daher immer wieder für repräsentative Vergleiche herangezogen. Denn bei ihnen rangiert der Konsum von Alkohol und illegalen Drogen unter den fünf häufigsten psychischen Problemen. In der Studie waren 1025 Studenten aus Wien und Innsbruck zu ihren Konsumgewohnheiten befragt worden.

Droge Nikotin

„Unser Problem ist vor allem der Nikotinkonsum. Das wird immer ausgeblendet“, fasst Fischer die Ergebnisse zusammen. „Das hervorstechendste Ergebnis war, dass 38,2 Prozent Zigaretten rauchen, davon 18,5 Prozent Cannabis.“ Amphetamine spielen hierzulande hingegen eher eine marginale Rolle. „Nur“ 1,3 Prozent gaben an, Stoffe wie Speed, MDA oder Crystal Meth regelmäßig zu konsumieren.
International nehmen außerdem die sogenannten „neuen psychoaktiven Substanzen“ kontinuierlich zu. Mitte 2012 gab es noch 251 davon, im Dezember 2013 waren es bereits 348. Diese Suchtmittel werden mitunter als harmlose Produkte wie Badesalz oder Düngemittel im Internet vertrieben. Yury Fedotov, Direktor der UN-Behörde für Drogen- und Verbrechensbekämpfung bezeichnete diese Substanzen als steigende Herausforderung.

Für Österreich sieht Fischer in diesem Bereich momentan wenig Gefahr. „Europaweit tauchen zwar vereinzelt immer wieder neue Substanzen auf, die leicht pharmakologisch zu verändern sind.“ Die Situation sei jedoch nicht mit den USA zu vergleichen, wo auch die Zahl der ausgehobenen illegalen Drogenlabore steige. Dazu kommen große regionale Unterschiede. „In den USA ist unter Jugendlichen etwa der Cannabiskonsum mehr verbreitet als Nikotin. Das Kraut wird dort ohne Tabakmischung geraucht.“
Was der UN-Bericht jedoch für Suchtexpertin Fischer klar zeigt: „Der weltweite Krieg gegen Drogen ist klar gescheitert.“ Entgegen aller Anstrengungen und Maßnahmen wird heute mehr angebaut denn je. Die UNO bezeichnete etwa den Anstieg der Opiumproduktion in Afghanistan um 36 Prozent wörtlich als „Rückschlag“. Das Land gilt als Hauptlieferant für den Heroin-Grundstoff.
Etwas besser ist die Lage übrigens bezüglich Kokain. Hier ging die weltweite Verfügbarkeit laut UNO zurück. Die Koka-Anbauflächen, die sich auf Bolivien, Peru und Kolumbien konzentrieren, gingen zurück. In Nordamerika, Mittel- und Westeuropa ging der Konsum zurück.

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