Allergien: Neun Jahre bis zur fundierten Diagnose

Gesundheitstalk im Alten AKH: Otto Spranger, Wolfgang Pohl, Rudolf Valenta und Gabriele Kuhn (KURIER)
Gesundheitstalk.Experten warnen eindringlich davor, Heuschnupfen nicht ernst zu nehmen.

Vom "Etagenwechsel" war lange Zeit die Rede – als plastische Darstellung, wie bei einer unbehandelten Allergie die Symptome von der Nase in Bronchien und Lunge wandern. "Doch wir wehren uns heute gegen diesen Begriff", sagt Prim. Univ.-Prof. Wolfgang Pohl, Leiter der Abteilung für Atmungs- und Lungenerkrankungen im Krankenhaus Hietzing in Wien. "Wir sehen die Atemwege heute als Gesamtheit. Bereits bei einem Heuschnupfen kann der Patient relevante Veränderungen in der Lunge haben. Er spürt sie vielleicht noch nicht, aber sie können sich bereits in Form einer Entzündungsreaktion zeigen." Pohl war Mittwochabend einer der Podiumsteilnehmer beim Gesundheitstalk "Allergien" von KURIER, Medizinischer Universität Wien und Novartis. Heuschnupfenpatienten hätten ein um das Drei- bis Achtfache höheres Risiko, Asthma zu entwickeln. "Das heißt aber nicht, dass die Lebensqualität dadurch schlechter sein muss – dank neuer Medikamente und neuer Therapien können wir die Patienten heute so behandeln, dass sie ein normales Leben führen können."

"Das erhöhte Asthmarisiko ist aber vielen Allergikern nicht bewusst", betonte Otto Spranger von der Österreichischen Lungenunion. "Viele nehmen die Krankheit nicht ernst genug und versuchen sich jahrelang mit Hausmitteln durchzukämpfen." Deshalb dauere es im Schnitt "sechs bis neun Jahre, bis eine fundierte Allergiediagnose gestellt wird". Dabei sei es dann wichtig, dass "sich die Ärzte immer die Nase und die Lunge ansehen: Also keine Allergiediagnose ohne eine Lungenfunktion und keine Asthmadiagnose ohne eine Allergiediagnose", so Spranger.

Sensibilisiert

"Bereits 50 Prozent der Volksschüler sind gegen eine allergieauslösende Substanz sensibilisiert", sagte der Allergieforscher Univ.-Prof. Rudolf Valenta vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien: "Sie tragen sozusagen bereits das Saatgut für eine Allergie in sich. Aber nicht alle bekommen dann auch eine."

"Warum nehmen Allergien zu?", fragte eine Frau. Hygiene könnte ein Grund sein, antwortet Valenta: "Kinder, die viel mit Schmutz in Kontakt kommen, beschäftigen ihr Immunsystem mit der Abwehr von Krankheitserregern. Aber deshalb kann man nicht empfehlen, dass sich jeder in den Schmutz begeben soll." – "Gibt es außer Medikamenten auch andere Therapiemöglichkeiten, etwa aus der Traditionellen Chinesischen Medizin?", lautete eine weitere Frage. "Es gibt Pflanzenextrakte, die eine anti-allergische Wirkung haben, mehrere Forschergruppen befassen sich damit", antwortete Valenta. Pohl: "Ganz wichtig sind auch Atemphysiotherapie, Bewegung und Sport."

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