Allergieschock: Engpass bei Notfallpräparat
Ingrid K. aus Niederösterreich ist allergisch auf Wespen- und Bienengift. Für den Notfall eines allergischen Schocks hat sie immer einen "Adrenalin-Pen" eingesteckt: Adrenalin verengt bei Blutdruckabfall in Minutenschnelle die Gefäße und stabilisiert dadurch Blutdruck und Kreislauf. Ein solcher Pen hält allerdings nur 18 Monate – danach muss er erneuert werden. "Aber ich war jetzt in fünf Apotheken – nirgendwo gibt es einen. Ich bin schon ganz verzweifelt."
Ein KURIER-Rundruf in mehreren Apotheken bestätigte: Derzeit ist – von beiden Anbietern – nur die Dosierung für Kinder erhältlich. "Die beiden Pens für Erwachsene sind momentan nicht lieferbar – wir wissen auch nicht, wann wir wieder welche bekommen", so die einhellige Auskunft.
Nachfrage verfünffacht
Grund für den Engpass: der Jahrhundertsommer. "Aufgrund der frühen Wespenplage hat sich die Nachfrage nach unserem Autoinjektor in ganz Europa vervielfacht", so der Geschäftsführer von Meda Pharma Österreich, Günter Cseh, in einer schriftlichen Stellungnahme. "In Österreich hat sich der Bedarf gegenüber dem Vorjahr verfünffacht, dadurch ist es unvorhersehbar zu Lieferengpässen gekommen."
Ähnlich auch Günther Herpel, Geschäftsführer von ALK-Abelló in Österreich: "Die Nachfrage war heuer in vielen Ländern deutlich höher als in den vergangenen Jahren."
Diese Pens können auch nicht in größeren Mengen auf Vorrat produziert werden: Da die Stabilität des Adrenalins nicht für Zeiträume über mehrere Jahre garantiert werden kann, ist die Haltbarkeitsdauer der Produkte mit 18 Monaten begrenzt.
Notversorgung
Kommende Woche sollte sich die Situation entspannen: "Mehr als 2200 unserer Adrenalin-Pens sind bereits auf dem Weg zum Großhandel", sagt Herpel: "Gegen Ende der Woche sollten sie verfügbar sein." Ähnlich Geschäftsführer Cseh: "Die nächste Teillieferung mit für Österreich bestimmter Ware wird noch diese Woche erwartet."
Angesichts des derzeitigen Engpasses stimmte die AGES-Medizinmarktaufsicht zu, dass Meda Pharma in Notfällen vorübergehend auch Adrenalin-Pens, die ursprünglich für England, Finnland und Rumänien bestimmt waren, ausliefern darf. "Die Apotheken müssen bei uns anrufen, wir versehen die Ware dann zusätzlich mit einem österreichischen Beipacktext", heißt es bei Meda Pharma.
Hoffen auf kommende Woche
Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin der AGES-Medizinmarktaufsicht: "Die Produkte aus dem Ausland sind mit den für Österreich bestimmten völlig ident. Diese Genehmigung gilt auch nur so lange, bis der Engpass behoben ist. Kommende Woche sollte die reguläre Versorgung wieder sichergestellt sein."
Beide Firmen haben zentrale Produktionsstätten für ihre Adrenalin-Pens: Jene von Meda Pharma werden in den USA erzeugt, jene von ALK Abelló in Spanien.
Kommentare