Antikörper reduziert das Risiko für Knochenbrüchebei Brustkrebs
Es könnte ein Paradigmenwechsel in der Behandlung von Brustkrebspatientinnen sein: Zwei Mal jährlich eine Spritze mit dem Antikörper Denosumab zusätzlich zur Standard-Krebstherapie verbessert die Knochengesundheit von Patientinnen mit hormonabhängigem Brustkrebs enorm. Die Zahl der Knochenbrüche kann damit sogar um die Hälfte reduziert werden. Das sind die Ergebnisse der bisher größten Langzeitstudie aus Österreich, die nun im renommierten Fachmagazin The Lancet veröffentlicht wurde. Den Originalartikel können Sie hier nachlesen.
Die derzeitige Standardtherapie für Frauen nach der Menopause mit einem hormonabhängigen Mammakarzinom sind sogenannte Aromatase-Inhibitoren (bremst Wachstum der Krebszellen, Anm.). Diese haben allerdings negative Auswirkungen auf die Knochendichte und erhöhen damit das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche deutlich.
Medikament blockiert Protein, das für Knochenabbbau verantwortlich ist
Hier setze der Wirkstoff Denosumab ein. "Er blockiert jenes Protein, das für den Knochenabbau verantwortlich ist, in sehr eleganter Weise", erklärt Univ.-Prof. Michael Gnant von der Meduni Wien. Er fungiert als Leiter der Studiengruppe ABCSG (Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group) für Brust- und Darmkrebs. Die zwischen 2006 und 2013 durchgeführte Doppelblind-Studie (insgesamt 3425 Teilnehmerinnen) habe "mit überraschender Eindeutigkeit" eine Reduktion des Frakturrisikos um die Hälfte gezeigt. "Das reduziert die Folgen der Krebstherapie drastisch."
Knochendichte erhöhte sich bei Patientinnen
Weiters erhöht sich die Knochendichte der betroffenen Frauen in Lendenwirbelsäule, Hüfte und Oberschenkelhals, die bei Knochendichteveränderungen besonders gefährdet sind. Dieser Vorteil sollte daher so bald wie möglich Standard in der Krebstherapie mit Aromatase-Inhibitoren werden", wünscht sich Gnant. Das sieht auch Univ.-Prof. Christian Singer von der Uni-Frauenklinik im AKH Wien so. Denn ein Zehntel aller Brustkrebspatientinnen, die Aromatase-Inhibitoren erhalten, erleide innerhalb von drei Jahren nach der Diagnose einen Knochenbruch. "Das ist eine erschreckend hohe Zahl, die die Wichtigkeit dieser Behandlung eindrücklich vor Augen führt."
Positive Wirkung auch bei Patientinnen mit normaler Knochendichte
Neben dem Haupteffekt der Verhinderung von Brüchen brachte die Studie weitere neue Fakten. "Die therapieinduzierten Frakturen dürften ein viel größeres Problem sein, als wir bisher vermutet haben", betont Prim. Richard Greil von der Uni-Klinik Salzburg. Es wurde nämlich auch untersucht, ob der positive Effekt auf die Knochendichte auch eintritt, wenn noch gar keine Veränderungen vorliegen. Singer: "Interessanterweise sind nämlich nicht nur Patientinnen mit schlechter Knochendichte von Brüchen betroffen, sondern nachweislich auch jene, die eine normale Knochendichte aufweisen."
In Anbetracht von Kosten-Nutzen-Rechnungen betonen die Experten auch die volkswirtschaftlichen Kosten. Eine Frau mit Oberschenkelhalsbruch wieder bewegungsfähig zu machen, dauere lange. Die Kosten seien wesentlich höher, als 420 € für zwei Spritzen Denosumab jährlich.
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