Zwettler Bier: Neue Abfüllanlage schafft 5 Kisten in 10 Sekunden

Arbeiter hebt Zwettler-Bierkiste von einem Förderband. DIe neue Abfüllanlage der Privatbrauerei Zwettl erstreckt sich über 3.000 Quadratmeter.
Die Privatbrauerei Zwettl will sich mit neuer Anlage zukunftsfit machen. Sie kann 300.000 Flaschen pro Tag abfüllen.

Zusammenfassung

  • Zwettler Bier hat eine neue Abfüllanlage eröffnet, die bis zu 300.000 Flaschen pro Tag abfüllen kann.
  • Für das 21-Millionen-Euro-Projekt wurden lokale Unternehmen eingebunden und eine 23 Meter lange Bier-Pipeline gebaut.
  • Die Modernisierung soll die Brauerei zukunftsfit machen, auch angesichts sinkenden Bierkonsums und neuer Marktanforderungen.

Das Klimpern von Glasflaschen, die auf Förderbändern durch die Halle flitzen, das Zischen von Hochdruckwaschanlagen, das Summen von Robotergreifarmen und über allem der dezente Duft nach Bier. Dazu noch fetzige Musik aus leistungsstarken Lautsprechern und Zeitraffer-Bilder auf einer großen Videowand. In der Privatbrauerei Zwettl war am Donnerstag einiges los. Die neue Abfüllanlage wurde offiziell eröffnet und Vertreter Dutzender Partnerfirmen wurden dazu eingeladen, das Resultat ihres mehrjährigen Projekts zu begutachten.

300.000 Flaschen pro Tag befüllen

„Eigentlich haben wir die Inbetriebnahme im Sommer geplant, aber es war ein wenig komplex. Jetzt haben wir alles im Griff“, sagt Eigentümer Karl Schwarz bei der Begrüßung seiner Gäste. Schwarz führt das Familienunternehmen in der fünften Generation. 21 Millionen Euro wurden in die Errichtung der neuen Anlage gesteckt, die den Betrieb mit rund 130 Beschäftigten zukunftsfit machen soll. „Meine Kinder und Kindeskinder werden davon noch profitieren.“

Es sei eine der modernsten Abfüllanlagen weltweit, sagt Projektleiter und Braumeister Heinz Wasner. 36.000 Flaschen pro Stunde, 300.000 an einem Tag könnten damit abgefüllt werden. „Usain Bolt, der schnellste Mensch der Welt, braucht für 100 Meter 9,58 Sekunden. In dieser Zeit füllen wir hier in Zwettl fast 5 Bierkisten.“ Die Anlage solle sich aber nicht nur durch Geschwindigkeit, sondern auch durch Sparsamkeit bei Strom und Wasser auszeichnen.

300.000 Flaschen pro Tag können in der neuen Anlage in Zwettl abgefüllt werden.

300.000 Flaschen pro Tag können in der neuen Anlage in Zwettl abgefüllt werden.

Für das Projekt wurde eine ehemalige Logistikhalle umgebaut und eine 23 Meter lange „Bier-Pipeline“ errichtet, die eine Straße zwischen Brauerei und Abfüllung überbrückt. 2022 ließ die Brauerei den ersten Plan für das Projekt vom Technischen Büro Weihenstephan erstellen. Die Bauarbeiten begannen erst heuer.

Lokale Wertschöpfung war bei Projekt wichtig

Wie Schwarz betont, wurde stark darauf geachtet, lokale Unternehmen so weit wie möglich zu beteiligen, um viel Wertschöpfung in der Region zu halten. Bei Brauerei-spezifischen Anforderungen wie Abfüll- und Steuerungstechnik holte man sich internationale Partner an Bord.

Karl Schwarz, Eigentümer der Privatbrauerei Zwettl (links) und Braumeister Heinz Wasner (re.) bei der Eröffnung der neuen Abfüllanlage in Zwettl.

Karl Schwarz, Eigentümer der Privatbrauerei Zwettl (li.) und Braumeister Heinz Wasner (re.) bei der Eröffnung der neuen Abfüllanlage in Zwettl.

Zur Frage, warum die Brauerei in Zeiten von Rezession und rückläufigem Bierkonsum in eine nagelneue Abfüllanlage investiert, meint Schwarz: „Die Bierbranche ist unter Druck geraten, aber man muss immer seine eigene Leistung hinterfragen.“ Ohne Weiterentwicklung drohe man ins Hintertreffen zu geraten. Außerdem sei es an der Zeit gewesen, die in die Jahre gekommene, bisherige Anlage zu ersetzen.

Schrittweise sollen auch andere Teile der Brauerei modernisiert werden. Der nächste Schritt im „Masterplan“ sei eine Erneuerung des Sudhauses. In der Produktion will Schwarz mehr Kapazitäten für die Herstellung alkoholfreier Biere schaffen. Sie sind immer beliebter, während der Pro-Kopf-Konsum von alkoholischem Bier in Österreich seit vielen Jahren sinkt. Heuer sank der Bier-Absatz besonders stark. Schwarz führt das auf die Einführung des Einwegpfands zurück. Er hofft aber darauf, dass sich das Bierdosengeschäft wieder einpendelt, sobald sich Konsumenten an das Pfandsystem gewöhnt haben.

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