Zwei von drei neuen Jobs an Nicht-Österreicher

Zwei von drei neuen Jobs an Nicht-Österreicher
Österreich hat in der EU den fünfthöchsten Ausländeranteil am Arbeitsmarkt. Bis 2022 weitere starke Zunahme erwartet.

Stellen Betriebe zusätzliches Personal ein, so werden derzeit zwei von drei Jobs an Nicht-Österreicher vergeben. Wie aus AMS-Daten hervorgeht, nahm im Oktober die Ausländerbeschäftigung im Jahresvergleich um 52.000 oder 7,3 Prozent zu, während die Inländerbeschäftigung mit 25.000 oder 0,9 Prozent eher stagnierte. In einigen Branchen, wie etwa Tourismus, sinkt die Inländerbeschäftigung seit Monaten, insbesondere bei den Jungen. Der Ausländeranteil bei den unselbstständig Beschäftigten lag Ende Oktober bei knapp 20 Prozent.

Höherer Anteil als Deutschland

Bezieht man alle Erwerbstätigen mit ein, lag der Ausländeranteil im Vorjahr bei 15,6 Prozent. Damit belegte Österreich im EU-Vergleich den fünften Rang knapp hinter Irland. Spitzenreiter Luxemburg kommt auf 53 Prozent, dahinter folgen die Mittelmeer-Inseln Zypern und Malta. Deutschland erreicht 11 Prozent. Wie ungleich die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit ist, zeigen die Werte für Osteuropa, wo es fast keine ausländischen Arbeitskräfte gibt (siehe Grafik) . Die Daten erhob das deutsche Statistische Bundesamt.

Zwei von drei neuen Jobs an Nicht-Österreicher

Zuwanderung nötig

Unabhängig davon, ob die Regierung die Zugangsregeln für Fachkräfte aus Drittstaaten weiter lockert oder nicht, wird der Ausländeranteil bis 2022 auf bis zu 26 Prozent steigen, ergaben Berechnungen des Instituts für Höhere Studien (IHS) im Sommer. Demnach dürfte das ausländische Arbeitskräfteangebot (Beschäftigte und Arbeitslose) in Österreich auf 985.000 Personen ansteigen.

Auch laut einer Synthesis-Prognose im Auftrag des AMS werden in den nächsten fünf Jahren neun von zehn neue Jobs an migrantische Arbeitskräfte gehen. Pro Jahr wären das 41.000 zusätzliche Arbeitskräfte. Gründe sind der demografische Rückgang des Arbeitskräfteangebots im Inland sowie eine anhaltend hohe Nachfrage. Trotz eines gewissen Verdrängungseffekts werten Arbeitsmarktexperten die Entwicklung als Indiz, dass Österreich Zuwanderung braucht.

Deutschland buhlt um Fachkräfte

In Deutschland, wo aktuell 1,2 Millionen Stellen unbesetzt sind, soll das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz mehr qualifizierten Zuzug auf den Arbeitsmarkt ermöglichen.  Fachkräfte mit einer qualifizierten Berufsausbildung sollen für höchstens sechs Monate zur Jobsuche einreisen dürfen. In der Regel soll aber ein konkretes Arbeitsplatzangebot die Voraussetzung sein. Auch Flüchtlinge mit einem abgelehnten Asylantrag wird eine Bleibemöglichkeit eingeräumt, wenn sie einen Arbeitsplatz haben.

17 Millionen "Gastarbeiter"

2017 lebten nach Angaben der EU-Kommission 17 Millionen EU-Bürger in einem anderen Mitgliedsstaat, das sind 3,8 Prozent und doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Jedes Jahr ziehen eine Million Menschen ins EU-Ausland, während 680.000 in die Heimat zurückkehren. Hinzu kommen 1,4 Millionen Grenzgänger - ein Plus von vierzig Prozent seit 2006 und 2,3 Millionen Entsendungen von Arbeitnehmern europaweit.

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