Zurückhaltung bei Kunden - Verluste für jede achte Bank

euro banknots in a row
Laut einer Kearney-Studie könnte es 2020 zu einem Rückgang der Bankeinnahmen um im Schnitt 20 Prozent kommen.

Die coronabedingte Konsumzurückhaltung trifft Europas Banken hart. Die derzeit niedrige Zahl der Kredit- und Hypothekenanträge könnte laut einer Studie der Unernehmungsberatung Kearney zu einem Rückgang der Bankeinnahmen um im Schnitt 20 Prozent führen. Sollte das Virus nicht eingedämmt werden, könnten die Erlöse der Geldhäuser um 35 bis 40 Prozent schrumpfen. Jede achte Bank dürfte heuer Verluste schreiben.

Österreichische Banken bleiben der am Dienstag veröffentlichten Analyse zufolge nicht verschont. "In Österreich besteht die Gefahr, dass der Gewinn pro Kunde von durchschnittlich etwas mehr als 200 Euro in den letzten drei Jahren auf weniger als 100 Euro pro Kunde sinkt", teilte der Unternehmensberater Kearney mit. "Die Kosten-Ertrags-Relation könnte auf die historischen Höchststände von über 70 Prozent zurückspringen."

Über alle von Kearney untersuchten 92 europäischen Privatkundenbanken dürfte der Ertrag pro Kunde heuer um 60 Prozent absacken.

Die abwartende Haltung beim Aufnehmen eines Bankkredits bestätigt auch eine ebenfalls am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Erste Bank. Demnach ist im ersten Quartal 2020 die Zahl derer, die eine größere Anschaffung planen, im Vergleich zum Vorjahresquartal um 10 Prozentpunkte auf 31 Prozent gesunken. Von ihnen wollen 14 Prozent (+3 Prozentpunkte) ihr Vorhaben via Bankkredit oder Bauspardarlehen finanzieren, und sie möchten dafür eine beträchtlich höhere Summe aufnehmen. Die geplante Kredithöhe legte im Jahresabstand um 57 Prozent auf durchschnittlich 93.800 Euro zu. Bei Wohnbaufinanzierungen sieht die Erste "aktuell zwar großes Interesse, aber dennoch Vorsicht", wie Erste-Bank-CEO Peter Bosek mitteilte. Der Bankchef rät in jedem Fall zu einem Fixzins, damit die Rückzahlungsrate planbar bleibt.

Sparen und Anlagen

Beim Sparen sind die Klassiker Sparbuch, Bausparer und Pensionsvorsorge im Vergleich zum Vorjahr in der Gunst der 1.000 Befragten zurückgefallen, ebenso Gold und Immobilien. Nur mehr 58 Prozent (-4 Prozentpunkte) haben vor, in den kommenden 12 Monaten Geld auf ein Sparbuch zu legen, 41 Prozent (-9 Prozentpunkte) möchten bausparen und 27 Prozent planen eine Pensionsvorsorge (-5 Prozentpunkte). Auf Gold setzen nur noch 14 Prozent (-8 Prozentpunkte), auf die Anlageform Immobilien 13 Prozent (-3 Prozentpunkte). Insgesamt haben aber immer noch 81 Prozent (-2 Prozentpunkte) vor, in den nächsten 12 Monaten Geld zu veranlagen, im Schnitt möchten sie 4.400 Euro (+200 Euro) auf die hohe Kante legen. Das coronabedingte Börsentief sieht mehr als ein Drittel der Befragten als gute Anlagechance.

Bei den heimischen Investoren indes sind ökologisch und sozial nachhaltige Finanzprodukte im Vorjahr beliebter geworden, wie die Nationalbank (OeNB) mitteilte. Insgesamt ist der Anteil der Anlagen mit Ökosiegel freilich noch gering. "Der Bestand an inländischen Investmentzertifikaten mit dem österreichischen Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte (UZ 49) des Bundesministeriums für Klimaschutz - der aktuell bei sieben Prozent des Gesamtvolumens aller inländischen Publikumsfonds liegt - ist im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um zwei Drittel gewachsen", so die Notenbank.

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