Wovon hängt das Abschneiden ab?
Von der guten Konjunktur profitierten Bundesländer mit hohem Industrieanteil am meisten – dort haben sich auch die Einkommen am besten entwickelt. Der produzierende Bereich ist in Oberösterreich mit 40 Prozent Anteil an der Wertschöpfung besonders groß, gefolgt von Vorarlberg (38,5) und Steiermark (35,1). Zum Vergleich: Wien kam 2018 hier nur auf 14,7 Prozent Industrie-Anteil.
Wie wirkt sich das auf die Beschäftigung aus?
Die Beschäftigung hat österreichweit im Vorjahr um 1,9 Prozent oder 86.500 Stellen zugelegt. Verblüffend: Obwohl Kärntens Wirtschaftsleistung am stärksten gewachsen ist, war das Plus bei der Beschäftigung mit 3.000 Jobs oder rund einem Prozent das kleinste. Mögliche Erklärung: In der boomenden Elektronikbranche sind die Produktivität und der Automatisierungsgrad besonders hoch (Stichwort Infineon).
Ist das Wachstum auch in den Geldbörsen der Österreicher angekommen?
In der Statistik werden als verfügbare Einkommen die Netto-Haushaltseinnahmen gewertet – das umfasst neben Löhnen und Gehältern auch staatliche Transferleistungen wie Arbeitslosen- oder Kindergeld. Steuern und Abgaben, aber auch Zahlungen an Versicherungen werden abgezogen. Den größten Einkommenszuwachs gab es in Oberösterreich (+3,9 Prozent), gefolgt von Tirol, Vorarlberg und Niederösterreich. Nachzügler waren 2018 Burgenland, Kärnten und Wien.
Wie haben sich die Einkommen auf lange Sicht entwickelt?
Die verfügbaren Einkommen je Einwohner haben sich österreichweit ziemlich parallel entwickelt. Mit einem Ausreißer, der sofort ins Auge sticht (Grafik): Wien. Die Bundeshauptstadt lag bei den Einkommen 2010 noch auf Platz zwei hinter Niederösterreich, gleichauf mit Vorarlberg. Seither wurde Wien aber Jahr für Jahr durchgereicht und liegt jetzt mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 23.000 Euro auf dem letzten Platz.
Wie erklärt sich der Wiener „Absturz“?
Statistik-Expertin Gruber betont, dass die absoluten Unterschiede eher gering seien. Spitzenreiter Vorarlberg kommt auf ein verfügbares Pro-Kopf-Einkommen von 25.600 Euro, über 14 Monatsgehälter gerechnet wäre der Unterschied zu Wien also nur ein Plus von etwa 185 Euro.
Für Wiens Abschneiden gibt es mehrere Gründe: Der wichtigste ist die internationale Zuwanderung. „Davon gehen dreißig Prozent nach Wien“, sagte der scheidende Statistik-Chef Konrad Pesendorfer. Wiens Bevölkerung ist seit 2010 mit jährlich 1,4 Prozent Plus doppelt so rasch gewachsen wie der Österreich-Schnitt.
Weil für die Einkommen der Wohnort entscheidend ist, werden Pendler aus dem „Speckgürtel“ der niederösterreichischen Bilanz zugeschlagen – das sind typischerweise Besserverdiener.
Und zudem sind die Einkommen unter Druck, weil der in der Metropole an sich schon geringere Industrie-Anteil tendenziell schrumpft und neue Dienstleistungsjobs eher schlechter bezahlt werden.
Wien hat obendrein die geringste Erwerbsquote, dafür aber einen besonders hohen Teilzeit-Anteil.
Worauf sind die Länder spezialisiert?
Tourismushochburg ist Tirol (15 Prozent Wertschöpfungsanteil), gefolgt von Salzburg (10 Prozent), wo auch Handel eine große Rolle spielt (15 Prozent). Landwirtschaft ist in Burgenland (3,8 Prozent) und Niederösterreich (2,5 Prozent) relativ stark. In Wien fallen Banken oder Services wie Berater, Personalleasing und Reinigungsfirmen ins Gewicht.
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