Zu wenig qualifizierte Frauen? "Chauvinistischer Schwachsinn"

Staatssekretär Harald Mahrer: Liste mit 50 Namen im violetten Kuvert.
240 Managerinnen haben sich bereits für Mandate in Aufsichtsräten ausbilden lassen.

Staatssekretär Harald Mahrer (Wirtschaftsministerium) kann die Ausrede, es gebe in Österreich zu wenig qualifizierte Frauen für Aufsichtsräte, nicht mehr hören: "Eine billige Ausrede von Alt-Machos,chauvinistischer Schwachsinn". Wenn ihm jemand erklärt, er kenne keine für ein Aufsichtsratsmandat geeignete Frau, zückt Mahrer seine "Geheimwaffe", ein violettes Kuvert. Darin befindet sich eine Liste mit mehr als 50 Namen, alles Managerinnen, "die top-qualifiziert sind. Österreicherinnen und auch internationale Kandidatinnen".

Er habe während seiner Berufslaufbahn immer wieder beobachtet, "dass Frauen systematisch und durch Vorurteile benachteiligt sind". Weshalb sich der ÖVP-Politiker auch für eine Frauenquote in Privatunternehmen ausspricht. Normalerweise sei er als Wirtschaftsliberaler ein Quotengegner, "aber ich bin trotzdem für eine Quote, zumindest für einen gewissen Zeitraum. Um das Thema, das von Altherren gerne tabuisiert wird, in Bewegung zu bringen".

Männer als Mandate-Sammler

Laut Regierungsprogramm müssen in börsenotierten Unternehmen und Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern bis Jahresbeginn 2018 nach deutschem Vorbild 30 Prozent aller neu bestellten Aufsichtsräte weiblich sein. Diese Vorgabe muss bei den Hauptversammlungen umgesetzt werden. Es gehe nicht, argumentiert Mahrer, "um Quotenfrauen und Zwangsbeglückung, sondern es geht darum, endlich mit Vorurteilen aufzuräumen". Männer seien oft auch "Mandatesammler", eine Eitelkeit, die bei Frauen nicht vorkomme. Sie wollen einfach, meint Mahrer, "den Job so gut wie möglich machen".

Der Bund muss bis Ende 2018 eine 35-prozentige Quote erfüllen. Auch da ist noch einiges zu tun.

Zukunft.Frauen

Am Mittwoch Abend, perfekt terminisiert zum Weltfrauentag, wurden 20 weitere Frauen ausgezeichnet, die das Führungskräftprogramm Zukunft.Frauen absolviert haben. Ziel der von Wirtschaftsministerium, Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer angebotenen Ausbildungsschiene ist die Förderung von Frauen für Management- und Aufsichtsratspositionen. Bisher haben 240 Frauen dieses Programm absolviert, 70 Prozent von ihnen haben laut Mahrer mittlerweile höhere Karriere-Stufen erklommen.

Zukunft.Frauen führt auf der Homepage außerdem eine öffentlich zugängliche Datenbank für die Suche nach Aufsichtsrätinnen.

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