Zu viel Biodiesel im Tank

In Österreich muss die Produktion von Biodiesel aus Lebensmitteln reduziert werden.

Zuerst kommt die Ernährung und dann die Ökologie. Die EU will nicht länger zusehen, wie immer mehr landwirtschaftliche Produkte für Biotreibstoffe verwendet werden. Schließlich steigt der Bedarf an Lebensmitteln permanent an. Essen soll auf dem Teller landen und nicht im Tank, heißt es.

Strengere Regeln

Daher soll der Biosprit-Bereich strenger geregelt werden: Die Kommission will 2020 ein Ende staatlicher Hilfen für Biosprit erreichen. Das EU-Parlament hat bereits Mitte September ein Limit für Biosprit aus Nahrungspflanzen beschlossen: Bis 2020 soll Kraftstoff aus Raps, Palmöl, Zuckerrüben oder Getreide nur noch maximal sechs Prozent des Gesamtspritverbrauchs ausmachen dürfen.

Damit diese Begrenzung in Kraft tritt, müssen noch die Staaten zustimmen. Hier gibt es noch Widerstand: Deutschland will die Subventionen bis 2030 erlauben.

Über dem Limit

Bei den Biotreibstoffen ist Österreich laut Umweltbundesamt mit einem Anteil von knapp unter sieben Prozent bereits über dem angepeilten EU-Limit. Dafür sorgt der hohe Anteil an Biodiesel, der aus Raps erzeugt wird. Beim Benzin beträgt der Anteil an Treibstoff aus Biomasse derzeit fünf Prozent (E 5).

Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski sieht kaum eine Chance, die von der EU vorgesehene Begrenzung auf sechs Prozent abzuwenden. Er kann der EU-Vorgabe nichts Positives abgewinnen. „Ich bin bestürzt, wie das Thema derzeit diskutiert wird. Da wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Es ist allgemein bekannt, dass die Klimaziele in den anderen Ländern weit verfehlt werden.“ Das größte Umwelt-Problem sieht Wlodkowski beim Treibstoff und nicht bei der Stromerzeugung. Nach dem endgültigen Beschluss durch die EU-Staaten wird nichts anderes übrig bleiben, als die Biodieselproduktion in Österreich bis 2020 zu drosseln.

Dabei wollte Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich den Biosprit-Anteil im Benzin im Herbst 2012 noch von fünf Prozent (E 5) auf zehn Prozent (E 10) anheben. Das Biosprit-Werk der Agrana hätte die dafür notwendigen Mengen geliefert.

Boykott

Ein Grund, warum es nicht dazu gekommen ist, waren negative Erfahrungen in Deutschland. Da E 10 für manche alte Motoren ungeeignet ist, boykottierten viele Autofahrer den Benzin mit höherem Bio-Anteil.

Hintergrund der Bemühungen um Biotreibstoffe ist die Vorgabe, dass bis 2010 mindestens zehn Prozent der im Verkehrsbereich benötigen Energie aus erneuerbarer Energie stammen muss. Dieses Ziel braucht nicht mit Biosprit aus Lebensmitteln erreicht zu werden. Biokraftstoffe kann man auch aus Algen oder Klärschlamm herstellen. Mehr öffentlicher Verkehr oder der Ausbau der Elektromobilität sind weitere Möglichkeiten das Umwelt-Ziel zu erreichen.

Der Vorsitzende des österreichischen Biomasse-Verbandes, Horst Jauschnegg, sieht gute Chancen, die EU-Pläne abzuwenden. Die neue Forststrategie, für die EU-Kommissar Dacian Ciolos vergangene Woche ein erstes Konzept vorgelegt hat, könnte nämlich zu strengeren Regeln für die im Wald gewonnene Biomasse führen. Das würde die Preise für Biomasse erhöhen.

Dabei sind die Biomasse-Produzenten derzeit ohnehin nicht jedermanns Liebling. Stromerzeugung aus Biomasse sei wegen der steigenden Rohstoffpreise nicht rentabel, lautet die Rechnung von E-Control-Vorstand Walter Bolz. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat angekündigt Subventionen zu kürzen. Vor allem Anlagen, die nur Strom liefern, droht die Pleite. Man solle Holz nicht verbrennen, sondern für Möbel, oder als Baustoff nutzen, ist Marion Jaros von der Wiener Umweltanwaltschaft überzeugt. Denn ohne Verbrennung entsteht auch kein CO2. Anstatt Bio-Masse zu fördern sei es besser in die Wärmedämmung zu investieren.

Zu viel Biodiesel im Tank
Jauschnegg verweist darauf, dass 80 Prozent der Biomasse für die Wärmegewinnung und lediglich 20 Prozent für die Stromerzeugung verwendet werden. Von jenen 80 Prozent, mit denen Wärme erzeugt wird, entfallen wiederum 80 Prozent auf kleine Anlagen in Einfamilienhäusern. Dafür gebe es derzeit ohnehin keine Betriebssubventionen, argumentiert Jauschnegg.

Verbotspolitik

Mit seiner Forderung nach einem Verbot des Einbaus von neuen Ölheizungen hat er sich wohl keine neuen Freunde gemacht. Eine Verbotspolitik kommt beim Publikum nicht gut an.

Sinn macht Biomasse nur, wenn mindestens so viel Holz nachwächst, wie verbrannt wird. Derzeit werden in Österreich etwa zwei Drittel des Holzes, das nachwächst, als Biomasse verwertet. Allerdings gibt es auch beträchtliche Holz-Importe.

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