Zollstreit: Lenzing will Lieferungen nach China notfalls umschichten

Lenzing-Chef Stefan Doboczky
Eskalation des Handelskonflikts könnte auch US-Werk in Alabama treffen. Dieses liefert direkt nach China.

Für den oberösterreichischen Faserkonzern Lenzing ist China der wichtigste Markt. Eine Eskalation des Handelsstreits zwischen den beiden Großmächten USA und China würde daher auch für Lenzing Folgen haben. „Noch sind wir nicht betroffen, aber wir sehen uns das Säbelrasseln genau an, diese Spannungen sind für alle Industrien schlecht“, sagt Lenzing-Vorstandschef Stefan Doboczky. Sollte China Importzölle auf weitere US-Waren wie etwa Fasern einführen, wäre die Produktion in der neuen Lenzing-Fabrik in Mobile/Alabama betroffen.

In diesem Falle müsste man „umschichten“, so der Lenzing-Chef. Die für den chinesischen Markt bestimmten Mengen könnten etwa nach Pakistan geliefert werden, China dafür von Österreich aus beliefert werden. Doboczky hofft jedoch, dass sich die Situation wieder beruhigt und Notmaßnahmen nicht nötig sein werden.

Mit den globalen Unsicherheiten hat der Konzern ohnehin schon zu kämpfen. Schwankende Viskosepreise und negative Währungseffekte schlugen sich negativ in der Halbjahresbilanz nieder. Der Umsatz ging um 6,4 Prozent auf auf 1,075 Mrd. Euro zurück, das Betriebsergebnis (EBIT) gab um 37 Prozent auf 128,7 Mio. Euro nach. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 91,3 Mio. Euro (–39 Prozent) übrig.

Gegenwind

Der Rückenwind vom Vorjahr sei vorbei, jetzt herrsche Gegenwind, kommentierte Doboczky die enttäuschenden Zahlen. An der Börse verlor die Lenzing-Aktie mehr als sechs Prozent. Für die Zukunft sei das Unternehmen aber „gut aufgestellt“, die Preise bei der für Lenzing wichtigen Spezialfasern entwickeln sich positiv.

Wie schon Ende Juni bekannt gegeben, plant Lenzing gemeinsam mit einem Joint-Venture-Partner ein neues Faserzellstoffwerk in Brasilien. Die bisher weltweit größte Faserzellstofflinie mit einer Kapazität von 450.000 Tonnen pro Jahr soll alle Standorte beliefern und den Eigenversorgungsgrad auf 75 Prozent steigern. Die endgültige Entscheidung über den eine Milliarde Dollar teuren Bau soll im nächsten Jahr fallen, der Produktionsstart ist für 2022 geplant. Ebenfalls 2019 soll über den Bau eines Werkes in Thailand entschieden werden.

Investiert wurde im ersten Halbjahr auch in den Kapazitätsausbau der beiden österreichischen Werke Heiligenkreuz und Lenzing sowie Mobile/USA. Die Zahl der Mitarbeiter stieg leicht auf 6640, davon etwa die Hälfte in Österreich.

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