Zielpunkt-Pleite: Restlverwertung läuft an

Zielpunkt-Pleite: Restlverwertung läuft an
Handelskette ist mit 237 Mio. Euro Schulden pleite. Pfeiffer-Immo-Deal soll 200 Mio. eingespielt haben.

Die bankrotte Lebensmittel-Handelskette Zielpunkt (237 Millionen Euro Schulden, 229 Filialen) wird in Kürze Geschichte sein. Leider verlieren nicht nur 2708 Zielpunkt-Mitarbeiter ihre Jobs. Auch 181 Pfeiffer-Mitarbeiter, die für die Zielpunkt-Logistik zuständig waren, wurden beim AMS zur Kündigung angemeldet. Am Montag wurde der Zielpunkt-Konkurs eröffnet und der Schlussverkauf mit saftigen Rabatten eingeläutet.

"Wir müssen die Waren so schnell wie möglich verwerten, weil es sich zum Teil um verderbliche Produkte handelt", sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform. "Wie schon bei Niedermeyer oder bauMax wird aber auch bald niemand mehr über Zielpunkt reden." Nachsatz: "Ich glaube nicht, dass es einen Masterplan für die Insolvenz gab, sondern der Konkursantrag wurde ziemlich kurzfristig aus der Hüfte geschossen."

Die Vermögenslage ist katastrophal. Die Waren haben zwar einen aktuellen Wert von rund 31 Millionen Euro, aber der Großteil des Sortiments (22,26 Millionen Euro) gehört weiter den Lieferanten. Das heißt: Von diesem Erlös wird der Insolvenzverwalter keinen Cent sehen.

So werden bloß die Einnahmen aus dem Abverkauf von nicht verpfändeten Waren (Wert: 8,7 Millionen Euro) in den Gläubiger-Topf fließen. Insgesamt verfügt die Handelskette lediglich über 12,3 Mio. Euro freies Vermögen.

Kurzer Fortbetrieb

Dass die Mitbewerber um die Zielpunkt-Standorte rittern werden, schließen Branchenkenner eher aus. "Wir sind gerade dabei, gemeinsam mit dem Verwalter zu evaluieren, wie lange und welche Filialen fortgeführt werden können, und wie viel der Fortbetrieb kosten wird", sagt Zielpunkt-Anwältin Ulla Reisch zum KURIER. "Es geht darum, das sinnvoll zugestalten im Hinblick auf eine mögliche Verwertung einzelner Filialen." Wenn von einem Fortbetrieb die Rede ist, dann sind die nächsten ein, zwei oder drei Wochen gemeint.

"Es werden definitiv nicht alle Standorte verwertet werden können", räumt die Sanierungsexpertin Reisch ein. "Aber es gibt mehrere Interessenten." Einer spitzt angeblich auf 16 Märkte, ein anderer spricht von 100 Standorten.

Einem Drittel der Zielpunkt-Standorte wird "eine gute Lage" attestiert. "Nur bei den gut gehenden Filialen kann man damit rechnen, dass sie übernommen werden", dämpft Gläubigerschützer Weinhofer die Hoffnungen. "Wir werden alles daransetzen, den Schaden zu minimieren." Nachsatz: "Und bei den schlechten Standorten kann man nur darauf hoffen, dass viele von Pfeiffer aufgekauft worden sind."

200 Millionen Euro

Dazu muss man wissen, dass die Pfeiffer Handels GmbH bisher 67 der 229 Standorte von der TREI Austria Real Estate angemietet und an Zielpunkt weiterverpachtet hatte. "Die Mietverträge enthalten Kündigungsverzichte bis zum Jahr 2032", heißt es im Konkursantrag. Ein Ausstieg aus solchen langfristigen Mietverträgen wird teuer.

"Die Vermieter können aufgrund der Nicht-Erfüllung der Mietverträge im Konkursverfahren Schadenersatzforderungen anmelden", erklärt Weinhofer. Mittlerweile hat Pfeiffer die Immobilien-Firma TREI Austria Real Estate erworben. "Die finanziellen Mittel für diesen Kauf konnten nur durch den Verkauf der C+C Pfeiffer aufgebracht werden", heißt im Antrag weiter. Damit ist der Verkauf der Großhandelssparte des Trauner Familienunternehmens an die Schweizer Coop-Gruppe gemeint, der kürzlich über die Bühne ging.

Laut gut informierten Kreisen soll der Deal mit den Schweizern der Pfeiffer-Gruppe "gut 200 Millionen Euro" eingespielt haben. Die Cash&Carry-Märkte sollen nämlich schuldenfrei veräußert worden sein. Mit einem Teil des Millionen-Erlöses soll Pfeiffer Schulden bei Banken bedient haben, wollen Brancheninsider wissen.

"Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart", teilt Pfeiffer-Sprecherin Martina Macho dem KURIER mit. Auch das Wiener Zentrallager von Zielpunkt gehört eine Pfeiffer-Tochterfirma. Der monatliche Netto-Mietzins für das Lager beträgt fast 109.000 Euro, für die 229 Filialen musste Zielpunkt insgesamt 1,85 Millionen Euro pro Monat aufbringen. Betriebskosten sind in beiden Fällen noch nicht eingerechnet.

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