Neuer Name und alte Finanzsorgen

Neuer Name und alte Finanzsorgen
Die Pfeiffer-Gruppe baut Zielpunkt um und investiert heuer 30 Millionen Euro.

Offiziell ist der oberösterreichische Lebensmittelhändler Pfeiffer nur Minderheitseigentümer von Zielpunkt (24,9 Prozent der Anteile). Das wird sich aber bald ändern. „Vielleicht schon heuer, spätestens aber in drei Jahren wollen wir die restlichen Anteile übernehmen“, kündigt Erich Schönleitner, Geschäftsführer der Pfeiffer-Gruppe, im KURIER-Gespräch an.

Ende 2012 hat die Bow BeteiligungsGmbH des Pfeiffer-Anwalts Gerald Schmidsberger 75 Prozent der Zielpunkt-Anteile von Kurzzeit-Eigentümer Jan Satek übernommen. Die Gesellschaft wurde eigens zur Zielpunkt-Übernahme konstruiert. Diesen Zwischenschritt erklärt Schönleitner so: „Wir wollen bei Zielpunkt nicht hudeln, sondern zuerst ertragsseitig optimieren und das Management aufstellen, bevor wir uns die passenden Strukturen überlegen.“

Namensänderung

Fest steht, dass Zielpunkt auch 2013 nicht aus der Verlustzone kommen wird. Es droht sogar ein Minus von mehr als drei Millionen Euro. Schönleitner: „Binnen drei Jahren wollen wir aber wieder positive Zahlen schreiben.“ Gelingen soll dies durch Synergien im Einkauf, der Logistik und bei den Standorten.

Derzeit hat Zielpunkt 283 Standorte. Nur fünf Märkte werden zugesperrt, in Graz und Guntramsdorf neue Standorte eröffnet, kündigt Schönleitner an. Die Zahl der Mitarbeiter – aktuell knapp 2700 – will er aufrecht halten. Östlich von St. Pölten werden die Filialen weiterhin unter dem Namen Zielpunkt firmieren, westlich davon auf die Pfeiffer-Marke Unimarkt umgeflaggt.

Die Pfeiffer-Gruppe hat für das laufende Jahr 30 Millionen Euro für Investitionen reserviert. Zehn Millionen werden in die Vertriebsschiene C+C Pfeiffer gesteckt, der Großteil davon in die Trauner Zentrale. Weitere zehn Millionen fließen ins Filialnetz der Unimärkte bzw. in die Umstellung von Zielpunkt auf Unimarkt. Für die Sanierung eines Standortes sind 500.000 Euro einkalkuliert.

Die Pfeiffer-Gruppe ist zu 100 Prozent in Händen der gleichnamigen oberösterreichischen Handelsfamilie. Im Vorjahr sind die Umsätze um 5,1 Prozent auf einen neuen „Bestwert in der Unternehmensgeschichte“ gestiegen, so Aufsichtsratschef Georg Pfeiffer. Seine Gruppe hat im Vorjahr 770 Millionen Euro umgesetzt – den Zielpunkt-Umsatz in Höhe von 540 Millionen Euro nicht mit eingerechnet. Besonders gut hat sich die Vertriebstochter C+C Pfeiffer (siehe Info-Kasten rechts) entwickelt. Die Umsätze im Großhandel waren dagegen rückläufig, weil Pfeiffer im Herbst 2012 aus dem Tankstellengeschäft ausgestiegen ist. Der Drittel-Anteil Pfeiffers an der Shop Top Service (STS) ging zu gleichen Teilen an die Konkurrenten Wedl und Kiennast. Schönleitner: „Das Tankstellengeschäft hat nicht zu unseren Kernkompetenzen gezählt, deswegen haben wir uns zurückgezogen.“

Die Pfeiffer Gruppe

Eigentümer Die Gruppe mit Sitz in Traun ist zu 100 Prozent im Besitz der Familie Pfeiffer.

Umsatz Im Vorjahr hat die Gruppe 770 Millionen Euro umgesetzt (ohne Zielpunkt) und 3000 Mitarbeiter beschäftigt.

Vertrieb Gut entwickelt hat sich die Vertriebstochter C+C Pfeiffer mit einem Umsatzplus von 8,9 Prozent auf 412 Mio. Euro. Die 116 Unimarkt-Filialen haben 242,3 Mio. umgesetzt (+4 Prozent). Die Geschäfte im Großhandel waren rückläufig (-4,6 Prozent).

Beim Handelshaus Billa scheint die Kasse prallvoll zu sein. Zumindest die Investitionskasse. „Wir werden heuer 100 Millionen Euro in die Filialen investieren“, kündigt Vorstandssprecher Volker Hornsteiner an. Das Geld kommt von der deutschen Konzernzentrale in Köln – quasi als Geschenk zum 60. Geburtstag von Billa. Jede zehnte Filiale soll damit aufgeputzt werden.

Genaue Umsatzzahlen der einzelnen Vertriebsschienen verrät der Rewe-Konzern (Billa, Merkur, Bipa, Penny, Adeg) traditionell nicht. In den vergangenen Jahren hat Billa dem Diskonter Hofer aber stetig Marktanteile abgenommen – behauptet zumindest Billa-Co-Chef Josef Siess. „Der Abstand hat sich in den vergangenen Jahren gefünftelt.“

Eigenmarken

Gelungen sei dies unter anderem mit der Einführung von Eigenmarken – die bereits rund ein Fünftel zum Billa-Umsatz beitragen. Zudem werden die Umsätze mit Aktionen – etwa Minus 25 Prozent auf bestimmte Warengruppen zum Wochenende – angekurbelt. „Die Geschichte, dass man beim Diskonter billiger einkauft als bei uns, gehört ins vergangenen Jahrtausend“, meint Siess.

Fest steht, dass die Luft im österreichischen Lebensmittelhandel schon sehr dünn ist. Umsatzsteigerungen sind aufgrund der hohen Dichte an Geschäften nur noch über einen Verdrängungswettbewerb möglich. Neue Konzepte, wie Schlecker-Nachfolger dayli, werden es wohl schwer haben, ihren Platz zu finden, sind sich Experten einig.

Schwierig bleibt es für die gesamte Branche, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Der Handel gilt als Niedriglohnbranche, der Bruttolohn einer Billa-Kassiererin liegt bei rund 1450 Euro im Monat. Mit Weiterbildungsmöglichkeiten und Anreizsystemen – etwa der Beteiligung der Mitarbeiter am Deckungsbeitrag der Filiale – ist es Billa laut eigenen Angaben gelungen, die Fluktuation binnen weniger Jahre von mehr als 30 auf 21 Prozent pro Jahr einzudämmen. Probleme gibt es nach wie vor bei der Lehrlingssuche. Billa-Vorstand Hornsteiner: „Wir wollten heuer in jeder Filiale einen Lehrling aufnehmen – aber das ist unmöglich. Speziell in Wien schaffen viele Bewerber den Aufnahmetest nicht.“

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