Nächstes Jahr drohen größere Pleiten
Die Pleite des Wiener Gashändlers CE Gas Marketing & Trading (CEMAG) ist der bisher größte Fall des heurigen Jahres. Die Gläubiger fordern nicht nur 124,5 Millionen Euro; Masseverwalter Karl Engelhart, aber auch die Großgläubiger Bank Austria und Raiffeisen Bank International müssen jetzt zudem schauen, wie sie zu ihrem Geld kommen – und das in Italien. Es geht um insgesamt 150 Millionen Euro, die italienische Gesellschaften der CEMAG schulden. Doch über diese Firmen sind in Italien „vorläufige Insolvenzverfahren“ eröffnet worden. „Die Forderungen einzutreiben, ist kein leichtes Unterfangen, der Informationsfluss ist sehr dünn“, sagt Engelhart zum KURIER. „Wir machen einen Eintreibungspool und die Erlöse teilen wir dann entsprechend auf.“
Ursprünglich hätte das Insolvenzverfahren den Gläubigern 25 Prozent Quote einbringen sollen, doch der neue Eigentümer, eine Gruppe um den Italiener Marco Marenco, war laut Aktenlage als „Retter“ abgesprungen. Detail am Rande: Bis April 2012 gehörte die CEMAG noch zur Wiener VCP-Gruppe von Heinrich Pecina.
Indes liegt die Insolvenzstatistik des KSV1870 für das Jahr 2012 vor. 6010 Unternehmen sind heuer mit rund drei Milliarden Euro Schulden in die Insolvenz geschlittert. Das macht ein Plus von 2,4 Prozent. Die eröffneten Fälle, in denen genügend Vermögen vorhanden war, sind um 6,4 Prozent gestiegen.
„Wir haben die Talsohle erreicht und sehen Vorboten, dass uns künftig deutlich größte Pleiten Probleme machen werden“, sagt Otto Zotter, Leiter der KSV1870-Niederlassungen, zum KURIER. „Es wird in ganz Österreich wieder zu einem Anstieg der Insolvenzen kommen, aber dieser wird nicht dramatisch sein, sondern in einem einstelligen Prozentsatz.“
Der eklatante Anstieg der Pleiten im Burgenland (+34 Prozent) ist auf die große Zahl der Firmengründungen und auf unternehmerisches Scheitern zurückführen. Der deutliche Zuwachs in Salzburg (+17 Prozent)geht auf Pleiten von Dienstleistern, Hoteliers und Bauunternehmern zurück. Im Branchen-Ranking haben die Dienstleister die Gastrobranche und den Bau überholt. Laut Zotter sind unter den maroden Dienstleistern vor allem Personal-Leasingfirmen und Reinigungsunternehmen. Indes stagnieren die Privatinsolvenzen. 9626 Fälle zählt der KSV1870. Die Hauptursachen sind Arbeitslosigkeit, Krankheit und Scheidung.
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