Zahlungsmoral: Bund hat sich weiter verschlechtert

Ricardo-Jose Vybiral, Chef des KSV1870.
Im Bundesländerranking bei der Geschäftslage und dem Zahlungsverhalten ist Kärnten das Schlusslicht.

Umfrage. Die Geschäftslage der Unternehmen in Österreich hat sich leicht verbessert. Das ergibt eine Umfrage unter 1.200 Betrieben. „Den freien Fall haben wir aufgefangen und dieses zarte Pflänzchen einer positiven Stimmung muss gepflegt werden“, sagt KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral. „Nur die Hälfte der Betriebe schließt mit Gewinn ab, jedes vierte Unternehmen mit einer schwarzen Null.“ Ziele sei es, wieder die 60-Prozent-Marke zu erreichen.

In der Industrie und im Handel sieht der KSV1870 positive Signale, nur die Investitionsbereitschaft in der Industrie hält sich in Grenzen. Die beste Stimmungslage gibt es in der Steiermark, gefolgt von NÖ, Tirol und OÖ. „Kärnten hat einen kapitalen Absturz erlebt, vom zweiten auf dem letzten Platz“, sagt Vybiral. „Der Tourismus in Kärnten steht an einem Scheideweg. Es fehlt die entsprechende Innovationskraft.“

Schwierige Lage

Die Lage sei schwierig, weil die Energiekosten mangels Förderungen wieder steigen. Auch sind die Personal- und Lohnstückkosten ein Thema. „Wenn man es nicht schafft, die Produktion zu steigern, werden die Lohnstückkosten höher“, sagt der KSV1870-Chef. „Das belastet die Wettbewerbsfähigkeit.“

Indes befürchten fast ein Drittel der Firmen, dass sich die Zahlungsmoral der Kunden weiter verschlechtern wird. Vor allem die Inflation und die steigenden Kosten schlagen sich auf die Zahlungsmoral nieder.

Bund zahlt erst nach 36 Tagen

„Jede sechste Rechnung wird zu spät gezahlt und es müssen Mahnmaßnahmen ergriffen werden“, sagt Inkasso-Experte Walter Koch vom KSV1870. „Es gibt mehr als Ausfälle als im Vorjahr.“ Rund 75 Prozent der Unternehmen sagen aber, das Zahlungsverhalten der Kunden sei unverändert gut.

Gut 80 Prozent der Firmen und 87 Prozent der Privatpersonen zahlen ihre Rechnungen pünktlich.

Fakt ist auch, dass Frauen „einen besseren Blick auf das Geld haben“. Nur ein Drittel der Schuldner sind Frauen, aber 53 Prozent Männer und 15 Prozent Firmen.

Das gesetzliche Zahlungsziel ist in Österreich mit 30 Tagen festgelegt. Unternehmen zahlen in der Regel in 25 Tagen – wie im Vorjahr.

„Der Bund zahlt mit 36 Tagen einen Tag später als im vergangenen Jahr“, sagt Experte Koch. „Bei den Gemeinden sieht man die wirtschaftlichen Herausforderungen, die sie zu stemmen haben. Ihre Bezahldauer ist von 24 auf 26 Tagen gestiegen.“

15 Tage Zahlungsdauer

„Auch bei den Privatpersonen ist die Teuerung angekommen, mit 15 Tagen ist die Zahlungsdauer um zwei Tage länger als 2024“, so Koch. Auch im Bundesländer-Ranking gibt es Auffälligkeiten. „Vor allem Kärnten ist in allen Bereichen unter Druck“, sagt Koch. „Die Kärntner Gemeinden zahlen erst nach 37 Tagen, zuvor waren es 30 Tage.“

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