Signa-Pleite: Deutsche R+V greift nach der Postsparkasse in Wien

Die Postsparkasse am Georg-Coch-Platz unweit des Wiener Stubenrings ist eines der berühmtesten Jugendstilgebäude in der Bundeshauptstadt und gehört zur mittlerweile insolventen Signa Prime Selection AG. Jetzt sollte die Immobilie aus der Signa-Pleite rausverkauft werden.
Dazu wurden die Übernahmeverhandlungen mit der deutschen Versicherungsgruppe R + V „annähernd abgeschlossen“ und ein Vertragsentwurf (Endversion) erstellt. Doch eine unscheinbare Pleite im Signa-Reich verzögert jetzt den Deal.
300 Millionen Euro
Ende Dezember 2013 hat eine Gesellschaft der Signa Prime Selection AG um René Benko das denkmalgeschützte Gebäude von der Bawag PSK um 150 Millionen Euro netto gekauft. Der Kaufvertrag wurde erst im Jänner 2014 unterzeichnet. Sieben Jahre später wurde die Immobilie in den Signa-Prime-Büchern mit 300 Millionen Euro bewertet.
Kein Wunder, hat doch die Signa mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Baurechtsvertrag für 99 Jahre abgeschlossen, der einen wertgesicherten Baurechtszins in Höhe von jährlich 3,69 Millionen Euro einspielt. Die BIG hat verschiedene Universitäten und die Akademie der Wissenschaften hier untergebracht.
Die Finanzierung der Immobilie übernahm im Jahr 2020 die deutsche Versicherungsgruppe R+V, die ein Höchstpfandrecht in Höhe von 250 Millionen Euro ins Grundbuch eintragen ließ.
Nur ein Bieter
Eigentümerin der außergewöhnlichen Liegenschaft ist die Georg-Coch-Platz Immobilien GmbH & GmbH OG. Sie gehört zur Signa Prime Selection AG. Diese Besitzgesellschaft hat drei unbeschränkt haftende Gesellschafter, darunter die Georg-Coch-Platz Beteiligungs GmbH. Letztere sollte jetzt ihren Anteil veräußern.
„Aus einer qualifizierten Marktansprache, die vom Asset-Management-Team der Signa Prime Selection geführt wurde, hat sich herausgestellt, dass praktisch nur ein Bieter in Frage kam“, heißt es im Insolvenzantrag. „Dieser Bieter hat die Besitzgesellschaft finanziert und dafür entsprechende Sicherheiten erhalten.“ Die Finanzierung der Immobilie soll im Rahmen der Verkaufsgespräche restrukturiert worden sein, um die Besitzgesellschaft zu stabilisieren. Sie hatte im Geschäftsjahr 2024 rund 257 Millionen Euro Verbindlichkeiten und ein negatives Eigenkapital in Höhe on 94,5 Millionen Euro.
10 Millionen Euro Steuer
Doch für den geplanten Deal wurde vorsichtshalber auch ein Steuerexperte zurate gezogen. Dieser kam zum Schluss, dass die Georg-Coch-Platz Beteiligungs GmbH bei Abschluss der Transaktion rund 10 Millionen Euro Körperschaftssteuer zahlen müsste. Das kann sie aber nicht, weil die Steuerlast höher als erwartete Erlöse wäre, wie Insider bestätigen.
„In buchstäblich ‚letzter Sekunde‘ hat der potenzielle Käufer mitgeteilt, dass er nicht bereit ist, diese Steuer im Rahmen der angestrebten Transaktion zu tragen – wider Erwarten der Antragstellerin und entgegen den bis dahin geführten Gesprächen“, heißt es im Konkursantrag weiters. „Da aufgrund der besonderen Konstellation zumindest in schicklicher Frist kein alternativer Bieter in Frage kommt“, musste die Beteiligungsgesellschaft Insolvenz anmelden.
Die R + V Versicherung soll aber den Signa-Vertretern bestätigt haben, „an der Transaktion im Rahmen des Insolvenzverfahrens weiterhin interessiert zu sein“. Der Ball liegt jetzt bei der Masseverwalterin. Sie muss den Anteil an der Besitzgesellschaft veräußern.
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