Yuu'n mee-Chef: "Es gibt bei Shrimps große Qualitätsunterschiede"

Lang vorbei sind die Zeiten, in denen zu feinen Anlässen ein klassischer Shrimpcocktail serviert wurde. Und trotzdem ist die Garnele geblieben und erfreut sich wachsender Beliebtheit.
Der weltweite Konsum von Shrimps ist in den vergangenen Jahren angestiegen. Auch bei den Österreichern landen immer häufiger Garnelen auf dem Teller. Eine Entwicklung, über die sich Robert Herman, Geschäftsführer und Eigentümer des niederösterreichischen Meeresfrüchte-Importunternehmens Yuu'n mee, freut.
Mit der wachsenden Beliebtheit wird auch das Angebot immer größer. Dabei gebe es große Qualitätsunterschiede zwischen den verschiedenen Produkten im heimischen Tiefkühlregal, wie Herman im KURIER-Gespräch erklärt.
Mogelpackungen und "Schrumpfgarnelen" im Handel
Häufig handelt es sich um richtige Mogelpackungen. So würden einige Hersteller den Garnelen Wasser und bindende Zusatzstoffe hinzufügen, um diese schwerer zu machen.
"Schrumpfgarnelen" nennt Herman diese Produkte, denn beim Erhitzen in der Pfanne tritt das zugesetzte Wasser aus. Die Garnelen schrumpfen dabei zusammen und landen deutlich kleiner auf dem Teller, als sie aus der Verpackung gekommen sind.
Das Aufputschen der Meeresfrüchte sei die "handelsübliche Vorgehensweise", sagt Herman. Trotz der wirtschaftlichen Vorteile verzichtet er auf zusätzliches Wasser und Additive in seinen Shrimps. "Wir wollen keine E-Nummern in unseren Garnelen, weil sie dem Produkt schaden."

Robert Herman ist Geschäftsführer und Eigentümer von Yuu'n mee.
Das Unternehmen wurde vor 20 Jahren gegründet. Robert Herman ist Eigentümer und Geschäftsführer von Yuu'n mee. Der Firmenname ist eine Wort-Kreation und angelehnt an das englische "you and me" (du und ich) und "yummy" (lecker).
Das Unternehmen ist momentan in deutschen und österreichischen Supermärkten vertreten. Im Gastronomiebereich liefert Yuu'n mee auch in andere europäische Länder.
Hierzulande ist das Unternehmen Marktführer bei Garnelen und andere Meeresfrüchten. Bei tiefgekühltem Fisch hat Mitbewerber Iglo die Nase vorne. Und auch die heimischen Eigenmarken sind starke Konkurrenten.
Genaue Umsatzzahlen teilt das Unternehmen auf Nachfrage nicht mit. Herman gibt aber an, dass Yuu'n mee jährlich mehr als zehn Millionen Euro erwirtschaftet.
Denn viele Zusatzstoffe führen dazu, dass sich Garnelen gräulich verfärben und nach dem Zubereiten seifig schmecken. Da die Additive stark verbreitet sind, seien viele Konsumenten an ihren Geschmack mittlerweile gewöhnt.
"Gelernter Geschmack durch die Lebensmittelindustrie"
Herman versucht hier gegenzuarbeiten: "Wir sehen die Natur als Maßstab und nicht den gelernten Geschmack durch die Lebensmittelindustrie."
Dass der Preis für die Yuu'n mee-Garnelen im Vergleich zur Konkurrenz deswegen entsprechend höher ausfällt, müsse klar sein. "Die Garnele soll aber auch kein Billigprodukt sein, denn wenn nur der Preis zählt, werden die Standards in der gesamten Branche immer schlechter."
Yuu'n mee bezieht seine Shrimps von vietnamesischen Farmen in Mangrovenwaldgebieten. Dort leben die Tiere bis zur Ernte drei bis vier Monate lang in Becken mit Brackwasser, einer Mischung aus Süß- und Salzwasser. Jumbo-Shrimps, die aufgrund ihrer Größe teurer verkauft werden können, wachsen acht Monate lang heran.
Immer wieder zu schaffen macht den Farmen dabei der Klimawandel, denn die Tiere würden während Hitzeperioden nur wenig Nahrung aufnehmen, was ihr Wachstum verlangsamt. Auch Starkregen schadet den Garnelen, da viel Süßwasser in die Becken gelangt und der Salzgehalt zu sehr sinkt.
Ein großer Teil der Yuu’n mee-Partner ist bio-zertifiziert. Das Unternehmen arbeitet überdies mit der Umweltorganisation WWF zusammen, um nachhaltige Aquakulturen zu fördern.

In Vietnam gibt es große Flächen mit Mangrovenwäldern. Ein Teil davon wird zur Garnelenaufzucht genutzt.
Shrimps legen rund 9.000 Kilometer zurück
Herman ist vom Import aus Asien überzeugt, auch wenn die Tiere dafür rund 9.000 Kilometer auf dem Schiff zurücklegen müssen.
Andere Unternehmen, wie etwa White Panther aus der Steiermark, züchten Garnelen in Österreich. Für Herman kommt das nicht in Frage: "Unsere Garnelen wachsen in ihrem natürlichen Lebensraum. Wir müssen keine Wasserbecken in großen Hallen aufheizen."
Dass zwischen den unterschiedlichen Produkten in den Tiefkühlregalen große Qualitätsunterschiede bestehen, sei für Konsumenten meist nur schwer zu erkennen. Denn für den Verzicht auf Medikamente oder Zusatzstoffe gebe es keine eigenen Zertifizierungen.
Herman unterstützt MSC- und ASC-Siegel trotz Kritik
Herman steht trotzdem hinter den gängigen Gütesiegeln für Fisch und Meeresfrüchte. Seine Produkte aus Wildfang tragen jeweils das MSC- (Marine Stewardship Council), jene aus Aquakulturen das ASC-Siegel (Aquaculture Stewardship Council).
Immer wieder gelangen die großen Garnelenfarmen in Asien oder Südamerika, die massenhaft Shrimps für die ganze Welt produzieren, in die Kritik von Umweltschutzorganisationen. Etwa weil die Haltungsbedingungen vielerorts die Natur belasten und das Tierwohl vernachlässigen.
Großer Effizienzdruck, hohe Besatzdichte
Auf vielen Farmern lastet ein großer Effizienzdruck, weswegen sie mit einer hohen Besatzdichte von bis zu 600 Tieren pro Quadratmeter in den Becken arbeiten. Die Enge führt bei den Tieren nicht nur zu Stress, sondern fördert auch das Bakterienwachstum.
Um einem Verenden der Tiere vorzubeugen, werden häufig präventiv Antibiotika genutzt. Die Medikamente gelangen häufig beim Wassertausch (etwa während der Ernte) in die Umwelt. Dasselbe gilt für Fäkalien der Tiere und Chemikalien, die dem Wasser häufig zugesetzt werden, um die Algenbildung zu verhindern.
Zerstörung natürlicher Lebensräume
Auch die Entstehung der Farmen, die sich häufig über riesige Flächen erstrecken und Dutzende Becken umfassen, passiert oft nicht im Einklang mit der Umwelt.
Greenpeace kritisiert dabei die Zerstörung natürlicher Räume wie Küstenregionen oder Mangrovenwälder. Auch Reisfelder werden planiert, um Shrimps-Farmen zu errichten.
Schäden für Natur und wilde Tierbestände
Um den Salzgehalt in den Becken regulieren zu können, wird Süßwasser in die Teiche eingepumpt. Der Wasserverbrauch dabei ist sehr hoch, was in der Region zu Wassermangel führen kann.
Viele Züchter würden die Garnelen-Larven außerdem mit feinmaschigen Netzen im Meer fangen, wobei zahlreiche Larven sterben würden, die dann wiederum in der natürlichen Nahrungskette fehlen.
Verbrauchertipps für den Einkauf
WWF rät Verbrauchern, zu Shrimps der Arten „White Tiger“ oder „Tiger“ zu greifen, da sich diese rasch vermehren.
Bei der Haltung seien europäische Aquakulturen oder (Bio-)Aquakulturen aus Vietnam am wenigsten bedenklich. Vom Kauf von Garnelen aus Wildfang rät WWF generell ab, und das unabhängig von der Fangmethode.
Obwohl beide Zertifizierungen in der Vergangenheit von Umweltschützern als zu wenig streng kritisiert wurden, befürwortet Herman sie, "weil sie besser sind als gar keine überprüfbaren Maßstäbe zu haben". Unternehmen stünde es außerdem frei, freiwillig höhere Standards zu erfüllen.
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