Wüstenrot auf Überholspur

Wüstenrot-Chefin Susanne Riess
2016 Nummer eins bei Krediten, Sparkurs trotzdem notwendig.

Die tiefen Zinsen haben den Kampf der Bausparkassen um Kunden im zu Ende gehenden Jahr kräftig angeheizt. Denn die Traditions-Finanzierer der österreichischen Häuslbauer können mit den Billig-Wohnkreditangeboten der heimischen Banken nur schwer mithalten. Der Bausparkasse Wüstenrot ist heuer dennoch ein Finanzierungs-Rekord gelungen.

Fast 740 Millionen Euro an neuen Bauspardarlehen konnte Wüstenrot heuer für den Bau, die Sanierung oder den Kauf von Wohnungen vergeben. "Wir sind damit erstmals Marktführer unter den österreichischen Bausparkassen geworden", freut sich Wüstenrot-Chefin Susanne Riess im Gespräch mit dem KURIER. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 6,3 Prozent. Seit 2013 sind die Finanzierungen der Wüstenrot-Bausparkasse um mehr als die Hälfte geklettert. "Wir haben im Vertrieb einen Schwerpunkt auf Finanzierungen gelegt, auch mit entsprechenden Provisionen", begründet Riess den Zuwachs. Die Bausparkasse verkauft ihre Produkte über die Bank Austria, die Bawag und einer Vielzahl eigener Makler. Dass die Wüstenrot-Kredite so gefragt sind, liegt aber auch an den Konditionen: Lang laufende Fixzinsdarlehen sind – je nach Bonität des Kunden – schon ab 2,1 Prozent zu haben.

Angespart haben die Kunden bei Wüstenrot 2016 etwas weniger. "Wir haben genug Liquidität", sagt Riess. Dass es weniger Mittelzufluss gebe, sei also kein Problem. Großteils beigelegt hat die Bausparkasse inzwischen den Streit mit Altkunden wegen der Kündigung von Alt-Bausparverträgen, die noch hoch verzinst waren. Fast alle betroffenen Kunden haben die Kündigung inzwischen akzeptiert. Weniger als fünf Beschwerden sind noch anhängig.

Die tiefen Zinsen und der scharfe Wettbewerbs-Wind zwingen aber auch Wüstenrot einen Sparkurs auf. "Wir haben die Organisation umgestellt und die acht Länder- auf drei Regionalzentren reduziert", erklärt die Wüstenrot-Chefin. Auch in der Salzburger Zentrale würden Bereiche zusammengelegt. Die Kosten müssten 2017 um 15 bis 20 Prozent runter.

Digitaler Bausparer

Der Trend zum Online-Banking macht auch vor Bausparkassen nicht halt. Wüstenrot will demnächst eine Kooperation mit einem Finanz-Start-up-Unternehmen eingehen. "Wir wollen eine digitale Plattform aufbauen, die Kunden alle fürs Bausparen und Finanzieren nötigen Anwendungen ermöglicht", betont Riess. Wüstenrot werde aber nicht zwischen "nur online" und anderen Kunden trennen. Jeder Kunde könnte jederzeit zwischen digitalem Zugang und Anfrage bei Beratern wechseln.

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