Wohnungspreise steigen in Coronakrise weiter nach oben

Preistreiber war einmal mehr das Wohnen
Verband der Gemeinnützigen: Steigende Mieten und sinkende Einkommen prägen das Bild in den Landeshauptstädten. 70 Prozent wohnen in Mietwohnungen.

Auch in der Coronakrise erhöhen sich die Preise auf dem Wohnungsmarkt ungebremst. "In der Covid-Zeit sind steigende Mieten und sinkende Einkommen das spannende Bild im Augenblick", fasste der Obmann des Österreichischen Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV), Bernd Rießland, die aktuelle Situation zusammen. "Nach wie vor haben wir in den Landeshauptstädten die größte Nachfrage und Preissteigerung."

In den städtischen Regionen lebten rund 70 Prozent der Menschen in einer Mietwohnung. Das entspreche auch dem internationalen Trend. "Da kann ich nach New York, Hamburg oder Paris schauen - im städtischen Bereich gibt es den Wunsch von Anlegern, Vermögen aufzubauen und zu vermieten. Der überwiegende Teil, mit manchmal deutlich über zwei Drittel, sind dort Mietwohnungen", erklärte der GBV-Obmann am Donnerstag in einem Online-Pressegespräch. Der gemeinnützige Wohnbau spiele dort "eine mietdämpfende Rolle".

In den Landeshauptstädten hätten die Gemeinnützigen einen Marktanteil von etwa 23 Prozent. Außerhalb der Städte sei der Anteil der gemeinnützigen Mietwohnungen mit 50 Prozent naturgemäß wesentlich höher. "Im ländlichen Raum ist es für Investoren nicht interessant aufgrund der moderaten Preisentwicklung - dort greifen die Anleger nicht hin", so Rießland. Auf dem Land lebe auch nur ein Viertel der Menschen in Mietwohnungen. "Natürlich gibt es dort einen großen Anteil an Einfamilienhäusern."

Die Grundstückpreise hätten sich aber auch "in den peripheren Lagen wie etwa Niederösterreich, Wiener Umland und Kärnten" verdoppelt, merkte GBV-Obmann-Stellvertreter Herwig Pernsteiner an. In Wien haben sie sich indes seit 2005 "verdrei- und vervierfacht", so Rießland. Wo im großen Stil gebaut werde, hätten hier die Preise bis 2005/2010 bei 200 bis 300 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche gelegen, das sei dann auf 400 bis 700 Euro gestiegen. "Aber das ist jetzt eingefangen", meinte er auch mit Blick auf die Wiener Bauordnungsnovelle Ende 2018. Man steuere in Wien langsam wieder auf einen "ausgeglichenen Markt" - dank der starken Bautätigkeit in den vergangenen Monaten und Jahren.

Wohnfläche bei Neubauten sinkt

In der Bundeshauptstadt habe sich die Wohnungsmarktsituation in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren wegen des Bevölkerungsschubs stark verändert - davor sei die Entwicklung stabil gewesen. Vor etwa 20 Jahren, als noch nicht so ein großer Nachfragedruck herrschte, waren die Mieten laut GBV am freien Markt um 11 Prozent höher als bei den Gemeinnützigen. Bei den aktuellen Abschlüssen für Wohnungen, die nach 1945 gebaut wurden und nicht der Deckelung durch Richtwerte unterliegen, sind die Mieten im gewerblichen, also im Anlegerbereich, um 45 Prozent höher.

"Die Folge ist, dass kleinere Wohnungen gebaut werden", so der GBV-Chef. Der Großteil der Wohnungen werde von Vermietern gekauft. "Die Selbstnutzer sind oft nicht in der Lage, sich den Wunsch nach Eigentum zu erfüllen." Sie können sich das nicht so leisten. Im "Corona-Kontext" meinte Rießland, die Haushalte seien "an den Grenzen, was sie sich leisten können und müssen in kleinere Wohnungen gehen". Es gebe Haushalte, die bis zu 50 Prozent des Einkommens für das Wohnen ausgeben müssen, sagte er unter Verweis auf eine entsprechende Erhebung der Oesterreichischen Nationalbank. "Wir sind in problematischen Höhen dann."

Im ländlichen Raum seien die Differenzen zwischen frei vermieteten und gemeinnützigen Wohnungen viel geringer als in den Ballungsräumen, wo starke Nachfrage nach Wohnraum herrscht.

"Extrem hohe Durchschnittsmieten" würden in Innsbruck und Salzburg verlangt, aber auch in Vorarlberg. "Das sind die drei Spitzenreiter." Die Tiroler Landeshauptstadt steche da besonders heraus. "Bei Neubaumieten schießt das in Innsbruck auf 14,90 Euro pro Quadratmeter rauf", stellte Rießland fest.

"Anleger liegen im Schnitt bei 13,20 Euro pro Quadratmeter (im Monat, Anm.) und sind damit um 50 Prozent teurer als die Gemeinnützigen", betonte der GBV-Obmann. In der Altsubstanz (vor 1945 erbaut) sind am Privatmarkt derzeit rund 10 bis 11 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen, in gleichaltrigen Gemeinnützigen beträgt die Monatsmiete rund 4 Euro pro Quadratmeter - Betriebskosten und Steuern kommen da noch hinzu.

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