Woche des Grauens an den internationalen Börsen

Woche des Grauens an den internationalen Börsen
Acht, teilweise schon zehn Tage in Folge geht es an vielen Börsen abwärts. Die Angst vor einer globalen Rezession wächst.

Angst und Schrecken gehen um. Angst davor, dass die Schuldenkrise in der Eurozone nicht auf kleine Länder begrenzt bleibt, sondern große Staaten wie Italien erfasst. Dann wären die verfügbaren Maßnahmen wie der Euro-Rettungsschirm heillos überfordert. Dazu kommt ein Szenario, das womöglich noch horribler ist: eine globale Rezession, wie es sie 2009 gab.

Zu diesem - möglichen, aber schwarzen - Ausblick passte am Freitagnachmittag das Gerücht, dass die USA an Kreditwürdigkeit verlieren. Demnächst vorbei ist es mit der Topnote AAA für die Amerikaner, hieß es.

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Die Reaktion der Anleger ist panikartige Flucht aus riskanteren Veranlagungen. Seit Tagen stürzen die Aktienkurse - und dieser Erdrutsch ging in Europa auch am Freitag weiter. Binnen weniger Tage wurden enorme Summen "verbrannt". Die fünfzig größten Konzerne im Euroraum verbuchten mit zehn Tagesverlusten in Folge die längste Negativserie in der Geschichte des Index. Das Ende der Fahnenstange war bei einem Zweijahrestief erreicht - ein Minus von rund 15,5 Prozent. Noch mehr, rund 16 Prozent, hat der Wiener Leitindex ATX in acht Handelstagen verloren. Hier ziehen sich auch große US-Investoren zurück, was weitere Verluste befürchten lässt.

Woche des Grauens an den internationalen Börsen

Ein erschreckender Vergleich: Allein in der laufenden Woche schrumpfte der Marktwert des MSCI World Index (in dem mehr als 6000 Großkonzerne enthalten sind) um 2500 Milliarden Dollar (1757 Mrd. Euro). "Angst essen Börsenwerte auf", beschrieb die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag die Panik. An vielen Börsen war diese Woche zumindest so schwarz wie zur Spitze der Finanzkrise 2008.

Heimische Analysten sehen in den stark eingetrübten Konjunkturaussichten die Hauptursache für den derzeitigen Ausverkauf an den internationalen Börsen. "Möglicherweise steht eine Rezession vor der Tür", so Stephan Lingnau, Aktienexperte der Erste Group.

Neuer Rettungsschirm

Parallel zu den Sorgen in den USA schaukelten sich in Europa die Sorgen um Italiens Zahlungsfähigkeit weiter auf: Hektisch versuchte die Politik am Freitag, das Land aus der Schusslinie zu bringen. Der Erklärung am Abend, die Sparbemühungen zu verstärken, gingen zahlreiche Telefonate europäischer Spitzenpolitiker voraus. Mit der erhofften Ruhe im Urlaub war es damit vorbei: Frankreichs Präsident Sarkozy telefonierte von Südfrankreich aus mit der in Südtirol urlaubenden Merkel. Auch bei den Staatschefs Zapatero (Spanien) und Berlusconi (Italien) liefen die Telefone heiß. Der Grund: EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso hatte am Donnerstag eine Aufstockung des 440 Milliarden Euro-Rettungsschirms ins Gespräch gebracht, um den Druck von Italien zu nehmen. Die Aktion sorgte für weitere Verunsicherung an den Börsen und brachte ihm heftige Kritik ein.

Wirtschaftsforscher Bernhard Felderer erklärte am Abend im ZiB2-Interview, Länder wie Deutschland oder Österreich müssten sich um den Euro nicht sorgen. Nachsatz: "Aber ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, ob wir Länder wie Griechenland in der Eurozone halten können."

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