Wo ist bloß mein Packerl? Was tun, wenn der Zusteller nicht kommt
Fast jeder, der online etwas bestellt hat, kennt die Situation: Das Paket kommt viel zu spät, ganz wo anders oder gar nicht an. Was sind die Gründe dafür und was kann der Empfänger tun? „Meistens ist die Adresse nicht korrekt angegeben“, sagt Katarina Pokorny, Fachgruppenobfrau der Kleintransporteure in der Wirtschaftskammer Wien.
Besonders schwierig werde es, wenn das bei Adressen in großen Gebäudekomplexen geschehe. Wenn auch noch der Name am Türschild fehle, sei eine Zustellung fast unmöglich.
„Die Mitarbeiter stehen noch dazu unter großem Zeitdruck“, sagt Pokorny. In Wien sei es für Lieferwagenfahrer ein extremes Problem, einen Platz zu finden, um kurz stehen zu bleiben. Sie nennt als Beispiel die Seestadt Aspern. Bei den neuen Gehsteigen sei es oft nicht ersichtlich, ob es sich um einen Gehsteig handle oder nicht.
Die Fahrer fühlten sich durch die Wiener Parkraumbewirtschaftung, die sie „ständig im Gnack“ hätten, zusätzlich unter Druck gesetzt. Da die Margen sehr niedrig seien, falle ein Strafzettel von 36 Euro für Falschparken enorm ins Gewicht. Trinkgeld, das solche Ausfälle kompensieren könnte, gäbe es so gut wie keines.
„Absolut am Limit“
Was erschwerend dazukomme: Wenn der Fahrer die Pakete im Lager des Logistikdienstleisters abhole, seien diese oft nicht geordnet. „Das sollte der Dienstleister vorbereiten, dann hätte der Zusteller einen Arbeitsschritt weniger“, so Pokorny. Wenn eine Lieferung aus mehreren Paketen bestehe, könne es aus diesem Grund leichter dazu kommen, dass ein Paket fehle und nachgeliefert werden müsse.
An normalen Tagen müssen 100 bis 150 Pakete ausgeliefert werden. In der Weihnachtszeit sind es 250 bis 350 Pakete, erzählt Pokorny: „Die Leute sind absolut am Limit.“
Das führe dazu, dass immer weniger Menschen bereit seien, als Zusteller zu arbeiten. „Es herrscht ein extremer Fahrermangel“, sagt Pokorny. Und das werde sich nicht so bald ändern. Wenn eine Lieferung nicht richtig zugestellt wird, bedeutet das vor allem für den Empfänger Ärger. „Am meisten beschweren sich die Kunden darüber, dass nicht angeläutet wurde“, sagt Pokorny.
Nicht geläutet
An der Tür hängt ein Zettel mit der Nachricht, dass der Empfänger zu Hause nicht angetroffen werden konnte – obwohl er den ganzen Tag auf das Päckchen gewartet hat. Nun muss er den Weg zur Abgabestelle antreten.
„Das Problem ist bekannt“, gibt Pokorny zu. Oft würden gestresste Fahrer die Pakete wohl an einer Sammelstelle abgeben und nur rasch die Zettel an die Tür kleben, ohne tatsächlich einen Zustellversuch zu machen. Dass ein falsches Paket abgegeben werde, passiere eher selten.
Genau überprüfen
Der Kunde müsse bei der Übernahme immer überprüfen, ob er das richtige Paket annehme – sonst könne es sehr mühsam werden. „Denn dann muss er beim Paket-Dienstleister urgieren“, so Pokorny. Wenn das Paket aufgerissen sei, müsse man unbedingt sofort prüfen, ob die Ware in Ordnung sei. Der Fahrer müsse in diesem Falle warten. Wenn das Paket unversehrt sei, müsse der Fahrer nicht warten.
Die Österreichische Post, DPD und Amazon würden normalerweise gleich nach der Zustellung ein Mail verschicken, das besage, dass die Ware ausgeliefert sei und Kontaktmöglichkeiten für Reklamationen biete. GLS ziehe sich, so Pokorny, immer mehr aus dem Markt zurück, hier gebe es kein richtiges Beschwerdemanagement, sagt die Fachgruppenobfrau.
Wer ein Paket von einem privaten Versender bekommt, dieses beschädigt ist, er es aber trotzdem übernommen hat, habe quasi keine Chance auf Schadenersatz. „Außer, das Paket ist versichert“, sagt Pokorny. Doch das sei teuer und komme selten vor.
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