Langes Warten, ausgefallene Züge: Wo es bei den ÖBB hakt

Lange Wartezeiten, ausgefallene Züge und überfüllte Waggons. Vor allem im Osten Österreichs hatten Bahnfahrer in den vergangenen Wochen wenig zu lachen. Das dürfte auch noch einige Zeit so bleiben.
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Man habe seit dem Fahrplanwechsel im Dezember ein gröberes Problem, den versprochenen Fahrplan zu halten, weil die Züge fehlen, heißt es seitens der Bahn und entschuldigt sich auch dafür. „Was wir liefern, ist nicht das, was wir uns vorstellen“, sagte ÖBB-Chef Andreas Matthä am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Besserung stellen die ÖBB bis Ende Februar, Anfang März in Aussicht. Kundinnen und Kunden der ÖBB werden sich also noch gedulden müssen. Wo aber liegen die Probleme?
- Warum fehlen den ÖBB Züge?
Versprochene Lieferungen von Zügen für den Fernverkehr seien ausgeblieben, sagte Matthä. Konkret geht es um Railjets der neuen Generation, die der Hersteller Siemens Mobility bereits vor zwei Jahren liefern hätte sollen. Das führt wiederum dazu, dass Züge aus dem Nah- und Regionalverkehr abgezogen und auf überregionalen Strecken zum Einsatz kommen.
- Wann ist mit neuen Zügen zu rechnen?
Bei den ÖBB geht man davon aus, dass die ersten Züge im April eintreffen werden. Bis Anfang 2025 sollen dann alle acht bestellten Railjets angekommen sein. Bei Siemens Mobility zeigt man sich zerknirscht und verweist auf die Corona-Krise, Lieferkettenprobleme und die Lage in Osteuropa als Gründe für die Verzögerungen. Aktuell seien drei Züge in Auslieferung, die von den ÖBB auch bald in Betrieb genommen werden könnten, heißt es. In Summe haben die ÖBB 330 Züge bestellt, die bis 2028 geliefert werden sollen. Darunter befinden sich auch 14 doppelstöckige Railjets vom Hersteller Stadler. Bis 2026 sollen auch 27 Nightjets der jüngsten Generation ankommen. Sechs wurden bereits im Dezember ausgeliefert. Ein Drittel der gesamten Flotte wird in den nächsten fünf Jahren ausgetauscht.
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Geht es nach den Plänen der ÖBB, dann soll die Fahrzeit für Wien - München 2040 nur noch 2,5 Stunden betragen. Dafür sorgen soll die Erweiterung der Innkreisbahn. Sie ist eines von 67 geplanten Projekten im „Zielnetz 2040 “. Dabei handelt es sich um die grundsätzliche Strategie für den Ausbau des Bahnnetzes in den kommenden 15 Jahren. Den Entwurf stellten Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und ÖBB-Chef Andreas Matthä am Donnerstag vor.
Geplant ist unter anderem eine Vervollständigung der Brennerachse und eine bessere Einbindung des Flughafens Wien. Auf der Pyhrnbahn ist die Errichtung eines neuen Bosrucktunnel geplant. Der Güterverkehr soll für lange und schwere Züge fit gemacht werden. Aufgewertet werden soll auch die Verbindung in Richtung Slowenien und Kroatien. Im Nahverkehr sollen die Takte dichter werden. In Wien soll etwa die Infrastruktur zwischen Simmering und Süßenbrunn ausgebaut werden. Insgesamt sollen sich die Investitionskosten auf rund 26 Mrd. Euro belaufen.
- Warum gibt es keine Ersatzgarnituren?
iele Garnituren sind in Reparatur oder in der Instandhaltung. Aber auch dabei haben die ÖBB mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen. Bestellte Ersatzteile, etwa Radsätze oder Getriebeteile, würden nicht oder zu spät geliefert, heißt es aus dem Unternehmen. Mit einer Entspannung rechnet man bis Ende Februar. Dann dürften auch wieder mehr Züge aus den Werkstätten kommen.
- Ist dafür auch Personalmangel verantwortlich?
Personalmangel in den Werkstätten stellt man bei den ÖBB in Abrede. Man lebe was das Personal betreffe nicht in Saus und Braus und habe bei einigen Qualifikationen durchaus Bedarf, etwa bei Verschiebern und Fahrdienstleitern, sagt Matthä. Mit den aktuellen Problemen habe das aber nichts zu tun. Der aktuelle Fahrplan könnte mit dem vorhandenen Personal bewältigt werden, heißt es.
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- Womit müssen Fahrgäste noch rechnen?
Im schlimmsten Fall mit Zugausfällen, so der ÖBB-Sprecher. Die seien aber nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Auch könnten auf Strecken, auf denen Kunden bessere Züge gewohnt seien, ältere Garnituren zum Einsatz kommen.
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