Wo die Schuldenkaiser daheim sind: Kärnten vor Niederösterreich

Wo die Schuldenkaiser daheim sind: Kärnten vor Niederösterreich
Wien schneidet relativ moderat ab, weil sich die Schulden dank stark wachsender Bevölkerung auf mehr Köpfe verteilen.

Sparsame Westösterreicher, wenig überraschendes Schlusslicht Kärnten – und ein stark verschuldetes Niederösterreich: Das alles zeigt eine Studie des Wissenschafts-Thinktanks "Agenda Austria" über die Verschuldung der Bundesländer. Dabei wurden die Schulden von Bund und Land pro Kopf berechnet und die Gemeindeschulden des jeweiligen Bundeslandes dazugezählt.

Tirol steht demnach vor Vorarlberg am besten da. In Kärnten und Niederösterreich trägt jeder Einwohner eine Schuldenlast von mehr als 40.000 Euro. Weil die Gemeindeabschlüsse 2015 noch nicht vorliegen, wurde 2014 mit 2012 verglichen.

Wo die Schuldenkaiser daheim sind: Kärnten vor Niederösterreich
Im Vorjahr, so viel ist sicher, sind die Schulden weiter gestiegen. Dass Niederösterreich so weit vor der ebenfalls ziemlich verschuldeten Bundeshauptstadt liegt, wird in Niederösterreich mit hohen Investitionen, unter anderem in Spitäler, argumentiert.

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Wien schneidet relativ moderat ab, weil sich die Schulden dank stark wachsender Bevölkerung auf mehr Köpfe verteilen. Hier wurde ebenfalls stark investiert (siehe die explodierenden Kosten für das Krankenhaus Nord). Dazu wachsen seit einem Jahr die Ausgaben für die Mindestsicherung, unter anderem wegen des großen Flüchtlingszustroms in die Stadt.

Dennoch liegt Niederösterreich auch in absoluten Zahlen vor Wien, sagt der Agenda-Austria-Ökonom Michael Christl im Gespräch mit dem KURIER: Der Wiener Schuldenstand ist von 2014 auf 2015 von 5,7 auf 6,3 Milliarden Euro angewachsen. Der niederösterreichische stieg von 7,8 auf 7,9 Milliarden (exklusive Gemeindeschulden, die in NÖ noch einmal rund 1,8 Milliarden betragen). Wien hat im letzten Rechnungsabschluss mehr Einnahmen als erwartet verbucht, aber dennoch den Schuldenstand erhöht.

Dass wiederum Salzburg im Jahr 2014 besser dasteht als 2012 liege daran, dass die durch Spekulationen verursachten Mehrausgaben geringer ausgefallen sind, als zunächst erwartet wurde.

Aber verstecken die Bundesländer ihre wahren Schulden nicht in ausgelagerte Bereiche? Das geht nicht mehr so leicht, sagt Wissenschaftler Christl. Es gibt bundesweit zwar sage und schreibe rund 1400 außerbudgetäre Einheiten. Doch seit der ESVG 2010 (Europäisches System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene) müssen diese mitberücksichtigt werden.

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