Wlodkowski: "Spritzmittel weiter zulassen"

Interviewtermin mit dem Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich Gerhard Wlodkowski am 13.06.2013 in Wien
Lebensmittel-Sicherheit: Kammerpräsident Wlodkowski wirft der Öko-Lobby vor, Fakten zu ignorieren.

Mehrere Umweltorganisationen und die Grünen konzentrieren ihre Kritik zunehmend auf den Agrarbereich. Es geht dabei um die Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmitteln, die zur Schädlingsbekämpfung auf den Feldern eingesetzt werden. Landwirtschaftskammerpräsident Gerhard Wlodkowski weist die Vorwürfe zurück. Es gehe dabei lediglich um ein politisches Spiel mit Emotionen.

KURIER: Geht es in der Landwirtschaft nicht auch ohne Pflanzenschutzmittel?Gerhard Wlodkowski:Wenn man auf Produkt- und Erntesicherheit Wert legt, wird es ohne Pflanzenschutz nicht gehen. Andernfalls würden die Ernteerträge um die Hälfte sinken. Die Lebensmittel wurden noch nie so intensiv kontrolliert wie heute. Daher waren Lebensmittel noch nie so sicher wie heute.

Nach der Diskussion über Pflanzenschutzmittel wie Neonikotinoide und deren Auswirkungen auf Bienen geht es nun um das Spritzmittel Glyphosat.

Glyphosat wird seit Jahrzehnten angewendet. Es gibt dazu umfassende Studien. Glyphosat gehört daher zu den am besten untersuchten Mitteln, die am Markt sind. Im kommenden Jahr wird eine Neuzulassung notwendig. Wissenschaftliche Untersuchungen beweisen, dass es bei richtiger Anwendung zu keiner Belastung für Mensch und Tier kommt. Daher sollte es auch weiter zugelassen bleiben.

Soll der Verkauf eingeschränkt werden?

Derzeit kann jeder diese Mittel kaufen. Es gibt sie auch im Baumarkt. Wir wollen, dass sie in Zukunft nur mehr mit Beratung des Kunden für die richtige Anwendung verkauft werden dürfen. Die Bauern brauchen jedenfalls einen Befähigungsnachweis für die Anwendung.

Die Glyphosat-Messwerte lagen weit unter dem Grenzwert. Warum gab es in Deutschland mehr als doppelt so viele positive Messungen als in Österreich?

Wir haben sehr viele Biobauern, die diese Mittel nicht verwenden. Außerdem sind wir Vorreiter mit unserem Umweltprogramm. Wir versuchen ohnehin Pflanzenschutzmittel so wenig wie möglich einzusetzen.

Die Landwirtschaft ist in den vergangenen Wochen zum Wahlkampfthema geworden. Woher kommt das?

Dass im Wahlkampf die Oppositionsparteien dafür die Verantwortung tragen, ist ja kein Geheimnis. Das Problem ist, dass die Emotionen nichts mit den Fakten zu tun haben. Die Vorgangsweise ist fahrlässig.

Zuletzt gab es Kritik von der Zellstoff- und Papierindustrie an der Biomasseförderung. Sind diese Wirtschaftszweige der natürliche Feind der Land- und Forstwirtschaft?

Wir haben zur Papier- und Zellstoffindustrie eigentlich eine gute Gesprächsbasis. Wir sind ja aufeinander angewiesen. Die Energie, die mit geförderten Biomassekraftwerken erzeugt wird, geht ja auch an Sägewerke. Außerdem hat sich Österreich verpflichtet Klimaziele einzuhalten. Dafür brauchen wir die erneuerbaren Energieträger. Mehr als die Hälfte der Bio-Energie wird von Biomassekraftwerken erzeugt. Das Außenhandelsdefizit bei Erdöl, Gas, Kohle und Strom ist auf fast 13 Milliarden Euro angestiegen.

Macht es Sinn, den Anteil an Biobauern weiter zu erhöhen?

Die Biobauern haben eine Studie vorgelegt, nach der es vor allem im Export noch Chancen gibt. Wir unterstützen das. Wenn es der Markt hergibt und wir die Exporterfolge zusammenbringen, dann ist ein weiteres Wachstum im Biobereich möglich.

Gibt es Schätzungen zu den Schäden, die durch die Unwetter angerichtet worden sind?

Wir gehen davon aus, dass 20.000 Hektar betroffen sind. Nicht alle Schäden sind durch die Hagel-Versicherungen gedeckt. Wir werden wie die anderen Geschädigten auch auf den Katastrophenfonds zugreifen. Was sich derzeit noch überhaupt nicht abschätzen lässt, sind die Gebäudeschäden.

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