WKO und Polizei: Cybercrime-Gefahr wird unterschätzt

Online-Angriffe können auch kleine Betriebe treffen
Unternehmen sollen mehr für Prävention tun - Sobotka will neue Gesetze und "Bundestrojaner".

Cybercrime, Betrugsfälle im Internet, Ladendiebstahl: Österreichs Unternehmen wollen sich gemeinsam mit der Polizei gegen wachsende Kriminalität schützen. Seit 2010 gibt es eine Kooperation zwischen Wirtschaftskammer (WKO) und Innenministerium. Am Donnerstag unterzeichneten Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) und WKO-Präsident Christoph Leitl eine weiterführende Vereinbarung.

Der Schwerpunkt soll einmal mehr auf Prävention gelegt werden. In der Wirtschaft würden sich Delikte „von der haptischen in die virtuelle Form verlagern“, sagte Sobotka bei einer Pressekonferenz. Es gebe eine Verschiebung von Gewaltdelikten wie schwerer Raub und Diebstahl zu Cybercrime, erläuterte Leitl.

30 Prozent Plus

So sei der Kriminalstatistik 2016 zu entnehmen, dass „Gewaltdelikte in der Wirtschaft um 30 Prozent gesunken, Cybercrime-Delikte wiederum um 30 Prozent gestiegen sind“, sagte Leitl. „Cybercrime sieht man nicht, es ist aber eine reale Bedrohung“, warnte der WKÖ-Präsident.

Die Lage für die 500.000 heimischen Mitgliedsunternehmen der WKÖ habe sich „ganz wesentlich verändert in den letzten Jahren“, sagte Sobotka. Welchen Schaden Cybercrime-Delikte anrichten, konnten die Experten nicht beantworten, zu hoch sei auch die Dunkelziffer jener Fälle, die nie angezeigt werden. Jedoch würden pro Tag „25.000 Angriffe im Netz erfolgen“, sagte Leitl: „Cybercrime wird unterschätzt, wenn jemand betroffen ist, ist es oft zu spät. Vorsorge ist da ganz entscheidend.“

FACC verlor 50 Millionen

Erst im Vorjahr verlor beispielsweise der Luftfahrtzulieferer FACC 50 Millionen Euro durch Online-Betrug, erinnerte Leitl. Doch solche Angriffe oder Betrugsfälle „können vom kleinsten bis zum größten Betrieb alle treffen“. Eine der einfachsten Maßnahmen sei, „Daten abzusichern“, riet Leitl.

Neben Präventionsmaßnahmen sei auch eine Bewusstseinsänderung, Fälle zur Anzeige zu bringen, notwendig, forderte Sobotka. Es könne nicht sein, dass „eine Mutter noch immer stolz auf ihren 18-jährigen Sohn und HTL-Absolventen ist, wenn er die Firewall knackt“, sagte Sobotka. Das sei eindeutig „ein krimineller Angriff“.

Sobotka will Bundestrojaner

Im Kampf gegen Cybercrime brauche es auch „gesetzliche Anpassungen“, sagte Sobotka. So sei beispielsweise der von der Regierung geplante Bundestrojaner „ganz wesentlich, um auch in geschlossene Systeme einzudringen“, sagte der Minister. Europa habe in diesem Bereich gegenüber den USA „einen ganz wesentlichen Aufholbedarf“.

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