Wirtschaftstief könnte Trump im Wahljahr einholen

Den USA droht Ende 2020 eine milde Rezession, prognostizieren die Bank-Austria-Ökonomen. Das bekommt auch Österreich zu spüren.

Fast schien es, als könne der US-Wirtschaft nichts etwas anhaben. Die von Präsident Donald Trump angestifteten Handelskonflikte ließen zwar den Welthandel einbrechen (siehe Grafik).

Die USA selbst tangierte das aber wenig – ihre Wirtschaft ist vom Inlandskonsum abhängig. Exporte tragen nur zehn Prozent bei.

Eine Grafik zeigt die Entwicklung des globalen Handels von 2015 bis 2019.

„Die USA sind eine fast geschlossene Volkswirtschaft“, sagte Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Unicredit Bank Austria, am Mittwoch. Obendrein hatte das extrem hohe US-Budgetdefizit von zuletzt -6,3 Prozent die Konjunktur befeuert – allein das bringe ein bis eineinhalb Prozent Wachstum.

Doch allmählich wendet sich das Blatt. Die Konjunkturexperten erwarten sogar, dass die US-Wirtschaft gegen Ende 2020 in eine „milde Rezession“ schlittern könnte.

Gemeint ist, dass zwei Quartale nacheinander negativ sind. Übers Gesamtjahr gingen sich dank des starken Auftakts noch 1,1 Prozent Plus aus. Auch dieser Wert ist pessimistischer als jener vieler Ökonomen-Kollegen.

Eine Grafik zeigt das Wirtschaftswachstum in den USA von 2013 bis 2021 nach Quartalen.

Eine Flaute ab Jahresmitte? Das könnte Trump, der am 3. November 2020 zur Wiederwahl antritt, gar nicht brauchen. Er würde alles daran setzen, ein Minus zu vermeiden.

Die Ökonomen halten es aber für unwahrscheinlich, dass ein großes Stimuluspaket den parteimäßig gespaltenen Kongress passieren könnte. Selbst wenn, würde es keine rasche Wirkung entfachen.

Und die US-Notenbank, die Trump zu flotteren Zinssenkungen drängt, habe den wirksameren Teil ihrer Munition bereits aufgebracht.

Sehr offenes Österreich

Das US-Tief zieht auch die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft, die 2020 mit 2,7 Prozent Plus so schwach zulegen dürfte wie seit 2009 nicht.

Österreich kann sich davon nicht entkoppeln. Die heimische Wirtschaft basiert nur zu einem Drittel auf der Inlandsnachfrage. Zwei Drittel der Wertschöpfung werden im Ausland generiert, je zur Hälfte im Euroraum und im Rest der Welt.

„Das globale Konjunkturbild ist eine Herausforderung für Österreich“, resümiert Ökonom Walter Pudschedl. Eine Rezession oder gar Krise habe man „in keinster Weise“ auf dem Radar. Mit nur einem Prozent Plus für Österreich und 0,8 Prozent für die Eurozone fallen die Prognosen 2020 aber sehr verhalten aus.

Eine Grafik zeigt die Wachstumsprognosen des BIP für die USA, den Euroraum, Deutschland und Österreich von 2019 bis 2021.

Dass die sich abzeichnende Flaute noch nicht so richtig im Kopf der Bevölkerung angekommen ist, liegt an einem gespaltenen Bild. Die Industrie steckt schon seit etwa einem Jahr in der Negativspirale. Dienstleistungen, Konsum, Bau und Arbeitsmarkt stehen noch gut da.

Chancen und Risiken

Sollte sich das US-Minus doch nicht materialisieren, könnte Österreichs Wachstum über zwei Jahre um 0,6 Prozentpunkte besser ausfallen. Eine Entspannung des Handelsstreits (an ein Ende glaubt niemand) würde auf der Habenseite 0,15 Punkte bringen.

Aber auch schlimmer geht’s immer: US-Autostrafzölle (-0,1), ein harter Brexit (-0,2) oder stärkerer Dämpfer in China (-0,5 Prozentpunkte) würden sich negativ auf Österreich auswirken.

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