Wirtschaftsprüfer-Präsident: "Wir sind keine Staatsanwälte"

Herbert Houf ist seit Mai Präsident der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer
Branchensprecher Herbert Houf wünscht sich nach Bilanzskandal bei der Commerzialbank mehr Befugnisse für Abschlussprüfer.

Seinen Amtsantritt als neuer Präsident der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (KSW) hat sich Herbert Houf (59) anders vorgestellt. Mit der burgenländischen Commerzialbank und der deutschen Wirecard erschüttern gleich zwei Bilanzskandale die Branche. Im KURIER-Interview weist Houf pauschale Vorwürfe gegen Bilanzprüfer zurück und ortet Mängel in der Kontrollkette.

KURIER: Wirecard und Commerzialbank konnten über Jahre hinweg ihre Bilanzen fälschen. Prüft denn niemand mehr genau?

Herbert Houf: Die Frage ist ob der beiden Fälle durchaus berechtigt, aber klar zu beantworten: Natürlich wird ordentlich geprüft. Wir prüfen jährlich über 10.000 Jahresabschlüsse, davon mehrere 100 bei kapitalmarktorientierten Unternehmen. Es läuft alles sehr korrekt und ordnungsgemäß ab. 2016 wurden die Regulatorien verschärft. Der Wirtschaftsprüfer ist ein freier Beruf, der Abschlussprüfer ist es nicht mehr, weil er einer strengen Aufsicht unterliegt.

In der Commerzialbank-Bilanz gab es Auffälligkeiten, die selbst Laien ins Auge springen. Warum hat niemand Alarm geschlagen?

Welche Malversationen da gemacht wurden, ist Gegenstand der Ermittlungen. Wir haben aber noch nicht genug Informationen, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.

Und die Auffälligkeiten?

Es gab in den letzten Jahren eine Vielzahl von Prüfungen und es sind die verschiedensten Aufsichtsbehörden und die Staatsanwaltschaft angerückt. Am Ende des Tages ist nie etwas herausgekommen, obwohl es offenbar Hinweise auf verschiedenste Sachverhalte gab. Das lässt den Schluss zu, dass hier die Art und Weise, wie der Betrug begangen wurde, besonders geschickt und wohlüberlegt war, so dass das Entdeckungsrisiko gering war.

Kommentare