Wohlstand und Armut: Drei US-Forscher teilen sich Wirtschaftsnobelpreis

MIT-Professor Daron Acemoglu
Ökonomen Acemoglu, Johnson und Robinson für ihre Forschung zu Reichtum und Ungleichheit zwischen Nationen ausgezeichnet

50 Jahre nach der Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises an den bisher einzigen Österreicher, Friedrich August von Hayek (1899–1992), wurden am Montag erneut US-Forscher mit dem begehrten Preis ausgezeichnet. Amerikaner führen die Liste mit weitem Abstand an. 

Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften verlieh den Preis an Daron Acemoglu, Simon Johnson und James A. Robinson, „für Studien darüber, wie Institutionen entstehen und sich auf den Wohlstand auswirken“. 

Die 20 Prozent reichsten Länder seien etwa 30 Mal reicher als die ärmsten 20 Prozent. Die Forscher hätten Erklärungen aufgezeigt, warum dies der Fall sei. Es sei "eine der größten Herausforderungen unserer Zeit", die großen Einkommensunterschiede zwischen den Ländern zu reduzieren, erklärte die Akademie. Die Preisträger hätten dabei die Rolle sozialer Institutionen bei diesem Prozess aufgezeigt.

Daron Acemoglu ist Professor für Wirtschaftswissenschaften am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Der in Istanbul geborene Ökonom gehört zu den zehn meist zitierten Wirtschaftswissenschaftlern und ist bereits Träger der John-Bates-Clark-Medaille, die als Vorstufe zum Nobelpreis gilt.

IHS-Direktor Holger Bonin sagte, er habe Acemoglu schon länger als nobelpreiswürdig gesehen - allerdings für seine Forschungen im Bereich Arbeitsmarkt. Die Forschung von Acemoglu habe "ein sehr breites Profil", er arbeite etwa auch zu Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf den Arbeitsmarkt. Acemoglu kombiniere eine extrem angewandte Forschung mit einer "sehr, sehr sauberen Theorie" zu Wachstum und Institutionen.

US-Forscher Acemoglu, Johnson und Robinson

US-Forscher Acemoglu, Johnson und Robinson

Der zweite Preisträger, Simon Johnson, war Chefökonom beim Internationalen Währungsfonds und ist heute wie Acemoglu Professor am MIT. Gemeinsam mit Acemoglu hat der in Großbritannien geborene Ökonom das Buch "Macht und Fortschritt: Unser 1000-jähriges Ringen um Technologie und Wohlstand" verfasst. Aufsehen erregte er im April 2011, als er in einem Zeitungsinterview Josef Ackermann, den damaligen Chef der Deutschen Bank, als „einen der gefährlichsten Bankmanager der Welt“ bezeichnete.

Der dritte Preisträger, James A. Robinson, ist ein Politik- und Wirtschaftswissenschaftler. Der in Großbritannien geborene Robinson war Professor an der Harvard University und wurde im Juli 2015 zum Professor an der University of Chicago berufen. Er gilt als einer der führenden Experten weltweit für Entwicklungshilfe in Lateinamerika und Afrika. Er arbeitete in Botswana, Mauritius, Sierra Leone und Südafrika. Gemeinsam mit Acemoglu hat er drei Bücher verfasst, darunter den Wirtschaftsbestseller "Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut".
 

Im vergangenen Jahr war die US-Volkswirtin Claudia Goldin für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ausgezeichnet worden. Der Nobelpreis im Fach Wirtschaftswissenschaften wird erst seit 1969 verliehen. Er wird von der schwedischen Notenbank gestiftet. Sie trägt mit dem Preis der wachsenden Bedeutung wirtschaftlicher Fragen Rechnung.

Der korrekt "Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften" genannte Preis wird zu den Nobelpreisen gezählt, obwohl er nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel zurückgeht, sondern von der Schwedischen Reichsbank gestiftet wurde. Wobei die Preisträger das gleiche Preisgeld erhalten wie die "echten" Nobelpreise, das sind pro Kategorie 11 Mio. schwedische Kronen (970.000 Euro). 

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