Jetzt hilft noch der Staat und fördert neben den E-Autos auch die Infrastruktur großzügig. Unternehmen erhalten bis zu 30 Prozent der Kosten subventioniert, Private sogar bis zur Hälfte. Im Vorjahr schrieb der Klimafonds 114,5 Förder-Millionen für die E-Mobilitätsoffensive aus, davon wurden 7,7 Millionen für private und 8,7 Millionen für betriebliche Ladestationen abgerufen.
Es könnte aber womöglich auch ohne staatliches Füllhorn funktionieren. Ladestationen müssen und können sich ohne Förderungen rechnen, meint der US-Anbieter Volta Charging, der eine Europa-Initiative gestartet hat und auch in Österreich präsent sein will. Das Tankverhalten der Konsumenten werde künftig ein ganz anders sein als bisher, propagiert Volta. Man fährt nicht mehr mit dem Auto zur Tankstelle, geht vielleicht noch in die Raststätte. Geladen wird, wo die Leute leben, arbeiten, einkaufen und ihre Freizeit verbringen. Ausschlaggebend sei die Verhaltensforschung als Basis des Optimierungsalgorithmus für die Auswahl der Standorte, erklärte Chris Wendel, Mitgründer und bis vor kurzem Präsident von Volta Charging, gegenüber dem KURIER.
Die mit großen Werbeflächen aufgepeppten Ladesäulen sollen daher vor privaten Wohnhäusern stehen, vor Kinos, Shopping-Centers und Sportstadien, mit deren Betreibern langfristige Verträge geschlossen werden. Noch bevor der Kunde beispielsweise einen Shop betritt, leuchtet ihm schon die Markenwerbung entgegen.
In Deutschland holte Volta die Cineplexx-Gruppe an Bord. Das in Hawai gegründete und in Kalifornien ansässige Start-up ging im Vorjahr in New York an die Börse, doch der Abgang von Wendel und des zweiten Gründers tut dem Kurs gar nicht gut. Einer der ersten Investoren war Hollywood-Superstar Leonardo DiCaprio, ein Fan grüner Technologien.
Volta-Konkurrent ChargePoint, ebenfalls mit Sitz in Kalifornien, ist schon in Österreich. Durch den 250 Millionen Euro teuren Kauf des Salzburger Start-up has.to.be im Vorjahr, dessen größter Gründungsinvestor Ex-OMV-Boss Gerhard Roiss war. Das Asset von has.to.be ist die Software, die europaweit mit allen Ladestationen technisch kompatibel ist.
Die OMV dagegen legte unter dem abtretenden CEO Rainer Seele bei E-Mobilität den Retourgang ein und gab 2021 ihren 40-Prozent-Anteil am heimischen Marktführer Smatrics zum Buchwert wieder an den mehrheitlich staatlichen Verbundkonzern zurück. Stattdessen kam der süddeutsche Energieversorger EnBW an Bord. Smatrics betreibt mit 250 Punkten das bisher größte Schnellladenetz in Österreich.
Während ausgerechnet im Autoland Deutschland die Lade-Infrastruktur nicht in die Höhe kommt und den Absatz von E-Fahrzeugen stark bremst, ist das Netz in Österreich vergleichsweise besser ausgebaut. Im EU-Vergleich liegt die Alpenrepublik auf Platz sieben, allerdings weit abgeschlagen von den Spitzenländern Niederlande und Norwegen (siehe Grafik). Starken Aufholbedarf gibt es hierzulande noch bei Schnell-Ladestationen.
„Österreich verfügt über eines der dichtesten Ladenetze in der EU“, sagt Andreas Reinhardt, Vorsitzender des BEÖ (Bundesverband Elektromobilität), einem Zusammenschluss der elf größten Stromversorger. Sie bieten eine einzige Ladekarte für rund 6.250 öffentliche Ladepunkte, fast die Hälfte der Kapazität in Österreich. Eine Netzabdeckung von 97 Prozent ermöglicht die Karte des ElektroMobilitätsClub EMC.
In der EU gab es 2020 rund 225.000 öffentliche Ladestationen, rechnet Reinhardt vor. Allerdings noch sehr ungleich verteilt, „dies hemmt die Dekarbonisierung des europäischen Verkehrssektors“.
Bisher tankten E-Fahrer wesentlich günstiger als Benzin-Kunden. Doch bedingt durch den Krieg in der Ukraine schrumpft die Ersparnis. Die hohen Gastarife verteuern den Strom, die Kosten für eine Ladung sind laut ÖAMTC stärker gestiegen als die Benzin- und Dieselpreise.
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