Emirates: Bremsklötze für die Überflieger

Emirates: Bremsklötze für die Überflieger
Bürokratie und Monopol-Denken behindern den Expansionskurs in Österreich.

Den Nettogewinn um 52 Prozent auf fast 480 Millionen Euro gesteigert, beim Umsatz auf 15 Milliarden Euro zugelegt und die Zahl der Passagiere 2012/’13 zweistellig auf knapp 40 Millionen erhöht. Während Europas Airlines hohe Verluste einfahren und drastische Sparprogramme durchziehen, scheint der Höhenflug von Emirates ungebremst. Weshalb die etablierten Carrier die Überflieger aus der Wüste mehr fürchten als alles andere. Von ihren staatlichen Eigentümern subventioniert, würden sie die Passagierströme aus Europa absaugen und zu ihren Mega-Hubs in der Wüste umlenken. Mit diesen Argumenten fordern Lufthansa & Co. politische Unterstützung gegen die Konkurrenz vom Golf. Dass Emirates, Qatar und Etihad womöglich das attraktivere Produkt und bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, interessiert nicht. Wäre doch zu viel verlangt, auch noch die Bedürfnisse der Passagiere zu berücksichtigen.

Österreichs Bürokratie ist beim Abblocken der unliebsamen Konkurrenz besonders kreativ. Emirates, die 2004 in Wien startete und die Zahl ihrer Passagiere bis heute auf rund 350.000 Fluggäste verdreifachte, will dringend weiter expandieren. Das wird vom Verkehrsministerium unter Doris Bures, SP, beharrlich torpediert, argumentiert wird im aktuellen Bescheid der Flugsicherung Austro Control mit „öffentlichen Interessen“, der „Sicherheit der Luftfahrt“ und, ziemlich absurd, „gesamtwirtschaftlichem Interesse“. Auf Druck der Lufthansa und ihrer schwer defizitären Tochter AUA, heißt es im Hintergrund. Selbst der sonst wirtschaftsliberale Ex-VP-Minister Martin Bartenstein schlug sich auf die Seite der Wettbewerbsverhinderer.

Martin Gross, Emirates-Statthalter in Österreich, hat Berufung eingelegt, die Antwort des Ministeriums wird noch bis Juni dauern. Emirates wollte für den Sommerflugplan 14-mal pro Woche von Wien abheben. Abgelehnt, obwohl die AUA ihre Frequenz nach Dubai von sieben auf fünf wöchentliche Flüge reduziert hat. Weil sich die Aufrüstung der Langstreckenflotte verzögert und auch in der sommerlichen Hochsaison Maschinen für die Neubestuhlung im Hangar bleiben. „Man vergräbt den Knochen und lässt niemanden ran“, ätzt Josef Bitzinger, Tourismusobmann der Wiener Wirtschaftskammer.

Ein Code-Share-Abkommen für gemeinsame Flugnummern (erleichtert das Buchen) mit dem Emirates-Partner Qantas,um mehr Passagiere aus Australien über Dubai nach Europa zu bringen, wurde in allen europäischen Staaten genehmigt, außer in Österreich.

Den Airbus A 380 will man im Gegensatz zur restlichen EU auch nicht landen lassen, jedenfalls nicht, wenn Emirates draufsteht. Amtlich begründet mit der „Vermeidung von Überkapazitäten“. Kurios, denn der Flughafen Wien, dem jeder zusätzliche Passagier hochwillkommen ist, saniert gerade um teures Geld eine Piste, um sie für Großraumflugzeuge tauglich zu machen. Der Umbau eines Gates für das Boarding des Riesenvogels wäre rasch bewerkstelligt. Mit Einzelgenehmigung dürfte der 600-sitzige Jumbo jetzt schon landen. War bereits der Fall, Wiens Bürgermeister Michael Häupl, SP, taufte einen A380 auf den Namen der Bundeshauptstadt. Der Flieger gehört allerdings der Lufthansa. Die weltweit größte A380-Flotte hält sich freilich Emirates mit derzeit 32 Maschinen, 58 weitere sind bestellt.

Die Tourismuswirtschaft läuft Sturm gegen die „Lex Emirates“. „Wir brauchen so viele Carrier wie möglich, Emirates ist ein wichtiger Incoming-Partner, nicht nur für Gäste aus dem arabischen Raum, auch aus Asien“, ärgert sich Wiens Tourismus-Chef Norbert Kettner. Dass Qantas und Emirates Österreich aus einer weltweiten Marketing-Kampagne warfen, schmerzt die Touristiker sehr. Die AUA stellte ihre Direktflüge nach Down Under übrigens schon vor Jahren ein.

Die Behörde will weiter „beobachten“. Heißt, Emirates muss als einzige Airline seit 2011 akribisch die Endziele aller Passagiere ab Wien melden. „Wir sind enttäuscht, dass wir nicht weiterkommen, obwohl wir in Österreich viel investiert haben. Nur ein verschwindend kleiner Teil unserer Passagiere fliegt über Dubai zu Zielen weiter, die auch die AUA anbietet“, bedauert Gross.

Der Flugverkehr zwischen Österreich und Dubai ist über ein zwischenstaatliches Abkommen aus dem Jahr 1991 streng reglementiert. Die zuständige Sektionschefin und Bures-Vertraute Ursula Zechner signalisiert angesichts des öffentlichen Wirbels jetzt doch Entgegenkommen: „Wir sind bereit, ein neues, liberaleres Luftfahrtabkommen zu verhandeln“. Allerdings mit der Auflage, dass Emirates auf nationaler und auf EU-Ebene Klauseln zum „fairen Wettbewerb“ akzeptiert. Als da sind: Keine unerlaubten staatlichen Beihilfen wie günstige Kredite oder Steuerzuckerln für Infrastruktur und Treibstoff. Genau das bestreitet Emirates empört und rechnet die Luftfahrt-Subventionen in der EU dagegen, beispielsweise die 500 Millionen Staatsbeihilfe für die AUA beim Verkauf an die Lufthansa.

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