Wirecard: Inhaftierter Manager will kooperieren

Wirecard - Geld auf Konten existiert wohl nicht
Wirecard könnte bereits im August statt im September aus dem DAX fallen: Die Deutsche Börse will neue Regeln.

Im Bilanzskandal um den mutmaßlichen Milliardenbetrug beim DAX-Konzern Wirecard will einer der wichtigsten Beschuldigten mit der Staatsanwaltschaft kooperieren. Das bestätigte der Anwalt des in Untersuchungshaft sitzenden Ex-Chefs der Wirecard-Tochtergesellschaft Cardsystems Middle East am Freitag:

"Mein Mandant hat sich freiwillig dem Verfahren gestellt und steht - im Gegensatz zu anderen - zu seiner individuellen Verantwortung." Darüber berichtete zuerst die Nachrichtenagentur Reuters. Entgegen früherer Medienberichte betonte der Strafverteidiger, dass er nicht von einem Geständnis gesprochen habe.

Die Münchner Staatsanwaltschaft wiederum erklärte, dass sie die Vernehmung weder bestätigen noch Angaben dazu machen könne. Ebenfalls kooperieren will der frühere Vorstandschef, der Österreicher Markus Braun, der frühere Vertriebsvorstand, der Österreicher Jan Marsalek, dagegen ist abgetaucht.

Der Mann hatte sich Anfang der vergangenen Woche den Strafverfolgern gestellt, wie die Staatsanwaltschaft am Tag seiner Verhaftung bestätigt hatte. Er war dafür aus Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten angereist, wo die Cardsystems Middle East eine zentrale Rolle im Asiengeschäft von Wirecard spielte. Dort vermuten die Ermittler einen Schwerpunkt der mutmaßlichen Manipulationen von Geschäftszahlen in Milliardenhöhe.

Der Dax-Konzern war nach Aufdeckung eines 1,9 Milliarden Euro großen Bilanzlochs in die Insolvenz gerutscht. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen Betrugs, Untreue, Bilanzfälschung und Marktmanipulation gegen mehrere Manager. Vorstandschef Markus Braun trat zurück und stellte sich ebenfalls der Staatsanwaltschaft. Vorstandsmitglied Jan Marsalek, der für das Tagesgeschäft zuständig war, tauchte hingegen nach seiner fristlosen Entlassung unter.

 Wirecard könnte im August aus dem DAX fliegen

Die Deutsche Börse will nach dem Wirecard-Skandal die Regeln für die Zugehörigkeit zum Leitindex DAX ändern. Künftig sollen Unternehmen nach einem Insolvenzantrag kurzfristig aus den DAX-Auswahlindizes ausscheiden, schlug der Börsenbetreiber am Freitag vor. Sollten die Marktteilnehmer dem Vorschlag zustimmen, könnte Wirecard bereits im August statt im September aus dem DAX fallen.

Der Zahlungsanbieter war Ende Juni pleitegegangen. Es war das erste DAX-Unternehmen in der über 30-jährigen Geschichte des Leitindexes, das Insolvenz anmeldete. Dennoch gehört der Konzern weiterhin dem DAX an und würde nach den aktuellen Regeln erst im September ausscheiden.

Das hatte für viel Unverständnis gesorgt und die Deutsche Börse unter Druck gesetzt. Sie will die Marktteilnehmer bis 7. August befragen und die Ergebnisse vor dem 13. August bekanntgeben.

"Sollten sich die Marktteilnehmer dafür aussprechen, beabsichtigen wir das Regelwerk nach Abschluss der Konsultation mit einer Frist von einer Woche anzupassen", erklärte der Börsenbetreiber. Dann würde Wirecard aus dem Leitindex DAX verschwinden.

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