Wirecard-Prozess: Verteidiger fordert Freilassung Brauns

Wirecard-Prozess - Zweiter Tag Zeugenvernehmung
Der gebürtige Österreicher sitzt seit drei Jahren in Untersuchungshaft. Seine Verteidiger werfen der Justiz nun schwere Fehler vor.

Im Münchner Wirecard-Prozess fordern die Verteidiger des gebürtigen Österreichers und Ex-Vorstandschefs Markus Braun die Freilassung des seit drei Jahren in Untersuchungshaft sitzenden Managers.

Rechtsanwalt Alfred Dierlamm beantragte am Donnerstag vor dem Landgericht München außerdem erneut die Aussetzung des Verfahrens und warf der Justiz schwere Fehler vor.

Mehr lesen: Wirecard-Skandal: Marsalek meldete sich über Anwalt bei der Justiz 

Der Verteidiger sprach von einer "Farce". "Eine Auswertung der Zahlungsflüsse (bei Wirecard) hat faktisch nicht stattgefunden."

"Auch nach über drei Jahren Verfahrensdauer haben die Justizbehörden das wahre Tatbild und die Veruntreuungen von Wirecard-Vermögen in Millionenhöhe nicht - nicht einmal ansatzweise - aufgeklärt", sagte Dierlamm. "Im Gegenteil: Sie tun alles, um das falsche Narrativ von Herrn Dr. Braun als "Bandenchef" aufrecht zu erhalten."

Vorwurf der Bildung einer "kriminellen Bande"

Die Staatsanwaltschaft wirft Braun und zwei mitangeklagten früheren Wirecard-Managern vor, im Verein mit weiteren Komplizen eine kriminelle Bande gebildet und kreditgebende Banken um drei Milliarden Euro geprellt zu haben. Der DAX-Konzern war laut Anklage defizitär.

Um die Kredite zu bekommen, soll die Bande wiederum Milliardenumsätze erdichtet haben. Grundlage sind die Aussagen des Kronzeugen Oliver Bellenhaus, ehedem Wirecard-Geschäftsführer in Dubai.

"Dieses Tatbild ist erwiesenermaßen falsch, weil es von einem falschen Tatmotiv, von einer falschen Tatstruktur und einer falschen Bandenzusammensetzung ausgeht", sagte Dierlamm.

2 Milliarden Euro veruntreut

Laut Verteidigung sollen der seit Sommer 2020 untergetauchte Vertriebsvorstand und ebenfalls Österreicher Jan Marsalek, Bellenhaus und Mittäter 2 Mrd. Euro aus echten Geschäften veruntreut haben.

"Herr Dr. Braun tut alles, was in seiner Situation möglich ist, um das wahre Tatgeschehen aufzuklären, und wird dies auch weiterhin tun", sagte Dierlamm. "Der weitere Vollzug der Untersuchungshaft ist unverhältnismäßig."

Kommentare