Willibald Cernko wird neuer CEO der Erste Group
Bei Österreichs größter Bank wurden am Mittwoch die Weichen für die Neubesetzung der Chefetage neu gestellt. Der KURIER hatte zuvor über die nun erfolgte Bestellung berichtet.
Der derzeitige Firmenkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich Willibald Cernko wurde vom Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung zum Nachfolger von CEO Bernd Spalt bestellt, der vor einem Monat überraschend angekündigt hatte, seinen Vertrag nicht zu verlängern. Der 65-Jährige soll sein neues Amt am 1. Juli antreten. Außerdem soll er auch die Funktion des Chief Retail Officers übernehmen.
"Ich freue mich sehr, dass wir mit Willi Cernko einen kundennahen, erfahrenen und bestens vernetzten CEO für die Erste Group gefunden haben", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Erste Group, Friedrich Rödler, laut Aussendung. "Ich übernehme den Vorsitz einer hervorragend geführten und stark aufgestellten Bankengruppe und freue mich sehr über diese neue Aufgabe", wird Cernko zitiert.
Nachfolger-Suche unter Druck
Nötig wurde dieser Schritt, weil der bisherige Vorstandsvorsitzende Bernd Spalt im Mai verlautbarte, dass er nach Ende seines bis nächsten Jahr laufenden Vertrages die Bank verlassen werde.
Spalts Abgang brachte daher den langjährigen Aufsichtsratschef der Erste Group Friedrich Rödler unter Druck. Er musste rasch einen Nachfolger finden. Fraglich war zuletzt nur, ob Cernko mehr als eine Übergangslösung ist. Denn spätestens 2025 könnte Peter Bosek als neuer starker Mann nach Wien zurückkehren.
Bosek war (nicht ganz im Guten) ausgeschieden, weil er 2017 übergangen wurde. Nun ist er Chef der Luminor Bank in Estland. Er wäre für viele die zukunftstauglichere Wahl. Cernko wird intern wenig Modernisierungskraft zugetraut, weder im Banking-Bereich noch bei den aktuellen Schwächen im hauseigenen Management.
Bosek ist aber wegen seines laufenden Vertrages noch nicht verfügbar. Er soll die Luminor Bank bis 2024 verkaufen und würde im Fall eines Abschlusses von Eigentümer Blackstone fürstlich entlohnt. Danach könnte er wieder in Wien aufschlagen.
Von Raiffeisen über Bank Austria zu Erste Group
Cernko verlängert also seine lange Liste einflussreicher Posten im heimischen Bankwesen um den Chefsessel der Erste Group. Dabei hatte der gebürtige Knittelfelder seine Laufbahn bei Raiffeisen gestartet. Sein Weg führte dann nach Wien in die Creditanstalt, die dank Fusion in der Bank Austria aufging und dann erst von der HVB und dann von der UniCredit übernommen wurde. Erst danach führte ihn der Weg in die Sparkassengruppe.
Von der Raiffeisenkasse Obdach-Weißkirchen wechselte Cernko 1985 in die Creditanstalt, die ihn so prägte, dass er noch 30 Jahre später, als es das Institut schon lange nicht mehr gab, auf seine starken Wurzeln in der "CA" hinwies. Die Creditanstalt ging 1998 in der Bank Austria auf, wo Cernko ab April 2002 das Osteuropageschäft steuerte. Allerdings nur ein Jahr lang, bis er in den Bank-Austria-Vorstand berufen wurde, wo er sich um das Privatkundengeschäft kümmerte. 2006 übernahm er diese Rolle zusätzlich auch bei der HypoVereinsbank (HVB), kurz bevor dort die UniCredit das Ruder übernahm.
Ende 2007 musste er sich auf Druck der deutschen Finanzmarktaufsicht zwischen den beiden Vorstandsjobs bei den Schwesterbanken Bank Austria und HVB entscheiden - und er ging nach München und gab den Wiener Vorstandsjob auf, blieb aber auch in wichtigen UniCredit-Gremien vertreten. In Mailand war er auf Gruppenebene für die zwei Kernmärkte Österreich und Deutschland für die Privatkundensparte verantwortlich, bis er im Oktober 2009 als Vorstandsvorsitzender der Bank Austria UniCredit nach Österreich zurückkam.
Diese Position behielt er bis 2016. Als er nicht ganz freiwillig ging, schrieben Medien, "in der Finanzbranche gilt es als wahrscheinlich, dass Cernko seine Berufslaufbahn noch nicht als abgeschlossen ansieht". Diese Annahme hat sich rasch als richtig erwiesen. Mit Jahresbeginn 2017 wurde Cernko Risikovorstand bei der Erste Group, ab Juli 2019 dann in der Erste Bank Oesterreich Firmenkundenvorstand, ab Jänner 2021 zusätzlich stellvertretender CEO der Erste Bank. Von dort aus gelang er nun auf den höchsten Posten in der Holding.
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