WIFO: Ukraine-Krieg dämpft Erwartungen für den Tourismus

Strandbad Klagenfurt am Wörthersee
Es sei zu erwarten, dass der Konflikt die Nachfrage nach Urlaub in Österreich negativ beeinflussen wird.

Nach Beendigung des COVID-19-bedingten Lockdown Mitte Dezember 2021 erholte sich die österreichische Tourismuswirtschaft überraschend schnell und kräftig, auch wenn sich im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum 2018/19 von November 2021 bis Februar 2022 eine nachfrageseitige Lücke von einem Drittel bei den Nächtigungen bzw. gut einem Viertel bei den nominellen Umsätzen ergab. Der Optimismus wurde durch Ausbrauch des Krieges in der Ukraine aber jäh gedämpft, die Aussichten für den Tourismus in Österreich sind damit einmal mehr von hoher Unsicherheit geprägt, heißt es seitens des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo).

Schlechtere Rahmenbedingungen

Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine Ende Februar 2022 verschlechterten sich die Rahmenbedingungen für die österreichische Tourismuswirtschaft aufs Neue. Es ist zu erwarten, dass dieser Konflikt die Nachfrage nach Urlaub in Österreich negativ beeinflussen wird, wobei die indirekten Wirkungen die direkten bei weitem überwiegen dürften.

Dabei schränkt der Preisanstieg in vielen Ländern das Urlaubsbudget vieler Menschen ein. Dies wird zwar selten zu einem gänzlichen Verzicht auf Urlaubsreisen führen, aber die Ausgabenfreudigkeit der Gäste dämpfen. Weniger und kürzere Urlaube, billigere Unterkünfte und Veränderungen in der Wahl von Destinationen und Transportmitteln könnten die Folge sein. Auch wird die Beeinträchtigung des internationalen Flugverkehrs zu einer geringeren Nachfrage aus Fernmärkten führen, zusätzlich könnte die Nachfrage aus diesen Märkten unter der Wahrnehmung Europas als "Kriegsschauplatz" leiden.

Andererseits könnten innerhalb Europas nahe Reiseziele auf Kosten fernerer Destinationen profitieren, woraus sich ein nicht unbeachtliches (zusätzliches) Nachfragepotential für Österreich aus Deutschland und den anderen Nachbarländern ergeben würde; ebenso dürften sich die mit dem Pkw erreichbaren Ziele in Südeuropa in der kommenden Sommersaison einer noch größeren Beliebtheit erfreuen. Der Boom des Binnentourismus in Österreich wird sich diesen Sommer voraussichtlich etwas abschwächen, die Nachfrage aber über dem Vorkrisenniveau verbleiben.

Sondersituation

Das Aufeinandertreffen der COVID-19-Pandemie und des Ukraine-Krieges ist ein in der jüngeren Geschichte einzigartiges Ereignis. Es liegen keinerlei Erfahrungen dazu vor, inwieweit eine derartige Sondersituation das Urlaubsverhalten der Menschen konkret beeinflusst. Zudem kann derzeit weder der weitere Verlauf der Pandemie noch des Krieges und seiner wirtschaftlichen Konsequenzen seriös vorhergesagt werden. Die Aussichten für den Tourismus in Österreich im Jahr 2022 sind damit einmal mehr von hoher Unsicherheit geprägt.

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