Wifo-Studie: Konjunkturabschwung quer übers Land hinweg
„Die Abschwächung der Konjunktur war im Herbst in allen Bundesländern zu spüren“, sagt Julia Bachtrögler vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Die Erwartungen für das laufende Jahr sind entsprechend gebremst – unter anderem im Bausektor. Haben bei einer Wifo-Konjunkturbefragung im Jänner 2022 noch 95 Prozent der befragten Bauunternehmer von einer für ihren Betrieb ausreichenden Auftragslage gesprochen, so waren es ein Jahr später nur noch 83 Prozent. Anders formuliert – die Zeiten der Hochkonjunktur am Bau sind vorbei.
Bereits im zweiten und dritten Quartal 2022 kam es gemäß der Quartalsrechnung der Statistik Austria zu einem Rückgang der realen Bauinvestitionen – viele Projekte wurden aufgrund der stark gestiegenen Baupreise auf Eis gelegt.
Parallel dazu leidet die Sachgüterindustrie unter dem weltweiten Konjunkturabschwung. Treffen wird das im Bundesländervergleich vor allem die Steiermark und Oberösterreich, wo besonders viele Unternehmen aus diesem Bereich angesiedelt sind. Laut dem Wifo-Konjunkturtest bleibt die Grundstimmung im Sektor pessimistisch. „Für 2023 wird mit einem Rückgang der realen Wertschöpfung sowie der Warenexporte gerechnet“, schreibt das Wifo.
Tourismus holt auf
Verhältnismäßig gut läuft es dagegen nach wie vor im Dienstleistungssektor, was auch auf Nachholeffekte nach diversen Lockdowns zurückzuführen ist. „Im Tourismus haben alle Bundesländer bis auf Wien, Niederösterreich und dem Burgenland wieder das Vorkrisenniveau erreicht“, sagt Bachtröger. Das hat auch das Beschäftigungswachstum angetrieben. In der zweiten Jahreshälfte 2022 wurden österreichweit erstmals mehr Beschäftigungsverhältnisse als vor der Covid-19-Krise gezählt. Die Zahl der Arbeitslosen in den Bereichen Beherbergung und Gastronomie erreichte den tiefsten Stand seit dem Jahr 2008. Die Prognosen für das Tourismusjahr 2023 sind jedenfalls gut. „Wir erwarten nicht, dass die Zahl der Gästeankünfte wieder zurückgeht. Es wird aber Verschiebungen geben“, sagt Bachtrögler. Anzunehmen, dass viele in Zeiten hoher Inflation und niedriger Haushaltsbudgets ihre Urlaube in die (günstigere) Nebensaison verlegen oder um die Aufenthaltsdauer kürzen.
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