Wiener Städtische holt Sonja Steßl ins Management

Ex-Politikerin Sonja Steßl geht ins Management der Wiener Städtischen
Ab 1. Oktober übernimmt die Ex-Politikerin die Krankenversicherung mit 650.000 Kunden.

Die Wiener Städtische Versicherung kann sich über einen prominenten Neuzugang im Management freuen. Sonja Steßl, Ex-SPÖ-Staatssekretärin im Finanzministerium und im Bundeskanzleramt, wird mit 1. Juli bei der Tochter des größten heimischen Versicherungskonzerns, der börsenotierten VIG (Vienna Insurance Group), an Bord gehen.

Nach einer mehrmonatigen Ausbildung im In- und Ausland übernimmt Steßl mit 1. Oktober die Leitung der Krankenversicherung der Städtischen. "Ich gehe im Guten aus der Politik. Nach zehn Jahren habe ich entschieden, mich beruflich zu verändern", bestätigt Steßl gegenüber dem KURIER.

Der Job war frei geworden, weil der derzeitige Krankenversicherungs-Chef Peter Kranz in Pension geht. Robert Lasshofer, General der Wiener Städtischen, spricht von einem "glücklichen Zufall. Wir haben jemanden für diese Position gesucht und die Idealbesetzung gefunden. Ich freue mich sehr".

Steßl und Lasshofer kennen einander, als Staatssekretärin hatte Steßl auch mit der Versicherungswirtschaft zu tun. "Ihr Engagement und ihr Einsatz haben mich sehr beeindruckt. Sie ist eine tolle Managerin, die nicht nur in der Papierform sehr viel mitbringt", begründet Lasshofer. Steßl sei nicht nur durch "hohe Fachlichkeit" aufgefallen, sondern habe auch "in schwierigen Verhandlungen eine besonders hohe emotionale Intelligenz bewiesen", streut er seiner neuen Managerin Rosen.

Der Bereich, den Steßl übernehmen wird, hat eine respektable Größenordnung. Die Wiener Städtische ist mit rund 650.000 Kunden der zweitgrößte Krankenversicherer in Österreich. Die Prämieneinnahmen lagen im Vorjahr bei rund 375 Millionen Euro. Während die Lebensversicherung mittlerweile schwächelt, gehört die private Krankenversicherung inzwischen zu den Wachstums-Sparten.

Kein Versorgungsjob

Ein Leben danach ist für Politiker nicht einfach. Ein Wechsel in die Wirtschaft wird oft als Versorgungsjob kritisiert. Im Fall von Steßl kann davon allerdings keine Rede sein. Die 35-jährige studierte Juristin war bereits vor ihrer Politkarriere erfolgreich in der Wirtschaft unterwegs.

Nach dem Gerichtsjahr startete Steßl als Assistentin der Geschäftsführung bei der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research. 2008 ging sie zur Efkon AG, einer in der Verkehrstelematik tätigen Tochter des Baukonzerns Strabag. Anschließend wechselte die gebürtige Grazerin zum NanoTecCenter,wo sie für Unternehmensorganisation und Qualitätsmanagement zuständig war. Politische Erfahrung holte sie sich im Nationalrat, als Staatssekretärin war die Vielarbeiterin für Digitalisierung, Verwaltung und den öffentlichen Dienst zuständig.

Beim VIG-Konzern könnte Steßl auch ihren politischen Ex-Chef Werner Faymann treffen. Er hat sich als Lobbyist registriert und könnte, wie der KURIER berichtete, bei der VIG als Berater andocken.

Kommentare