Wiener Kleinbank wegen Adler-Verbindungen im Visier der Aufsicht

Bankomat verspricht große Geldmengen
Die Euram Bank AG steht unter verstärkter Beobachtung der österreichischen Bankenaufsicht.

Die Euram Bank AG steht unter verstärkter Beobachtung der österreichischen Bankenaufsicht. Im laufenden Jahr gab es informierten Kreisen zufolge eine Vorortprüfung bei der Wiener Bank, zu deren Aktionären mehrere Investoren mit Verbindungen zu dem kriselnden deutschen Vermieter Adler Group SA gehören, schreibt die Nachrichtenagentur bloomberg.

Besonders bemerkenswert ist das Aktionärsverzeichnis der 100-Prozent-Mutter der Bank, Euram Holding AG. Laut dem Protokoll der Hauptversammlung vom Juni, hat diese elf Aktionäre - überwiegend Investmentvehikel - von denen acht knapp unter 10 Prozent gehören. Erst ab dieser Schwelle müssen Bankaktionäre ein Eigentümerkontrollverfahren der Finanzmarktaufsicht durchlaufen. Einige dieser Aktionäre haben mit Adler oder dessen Eigentümern Geschäfte gemacht, und mindestens zwei der Vehikel werden geführt von ehemaligen Funktionsträgern der Adler oder von Adler-Tochtergesellschaften.

Ein Sprecher der Oesterreichischen Nationalbank teilte auf Anfrage von bloomberg mit, dass Themen wie Transaktionen der Euram mit Aktionären und Organen "seit längerem im Fokus der österreichischen Aufsicht" stehen und dass die Bank "daher einer entsprechend verstärkten Aufsichtstätigkeit mit einem engen Monitoring und detaillierterer Berichterstattung" unterliege. Er lehnte es ab, Einzelheiten zu laufenden aufsichtlichen Verfahren zu nennen. FMA und OeNB sind in der Alpenrepublik gemeinsam für die Bankenaufsicht verantwortlich. Die FMA lehnte eine Stellungnahme unter Verweis auf das Amtsgeheimnis ab.

Vorwürfe gegen Adler Group

Adler wurde letztes Jahr vom Leerverkäufer Viceroy Research beschuldigt, im Interesse eines kleinen Kreises von Investoren rund um den österreichischen Geschäftsmann Cevdet Caner geführt zu werden. Adler und Caner haben die Vorwürfe seit jeher bestritten. Eine KPMG-Prüfung im Auftrag von Adler fand keine Beweise für systematischen Betrug, konnte aber nicht alle der Vorwürfe von Viceroy widerlegen. Die Vorwürfe führten zu einem Einbruch von Adlers Aktien und Anleihen, von dem sie sich bislang nicht erholt haben.

Die Aufsicht überprüft mögliche Interessenskonflikte bei Transaktionen von Euram und die Qualität der Sicherheiten bei diesen Geschäften, berichten Personen, die mit der Situation vertraut sind, aber nicht namentlich genannt werden wollten. Aus den Büchern der Euram geht hervor, dass sie Schuldtitel von Adlers ehemaligem Hauptaktionär Aggregate Holdings SA hält, einer Investmentfirma im Besitz des Skidata-Gründers Günther Walcher, die inzwischen von Caner als CEO geleitet wird. Euram hat auch Fonds beraten, die Wertpapiere von Aggregate, Adler und verbundenen Unternehmen gehalten haben.

Ein Sprecher von Euram erklärte, dass die Bank nichts von einer Untersuchung der FMA über ihre Eigentümerstruktur wisse und dass die OeNB eine "standardmäßige Kreditprüfung" durchgeführt habe. "In diesem Bericht wird in keinerlei Hinsicht behauptet, dass Anteilseigner die Bank für potenziell problematische Geschäfte nutzen würden", so die Euram. "Es ist uns wichtig zu betonen, dass die Euram Bank in ihren Kreditgeschäften absolut compliant ist und gegenüber den Aufsichtsbehörden transparent agiert."

Adler zieht gegen deutsche Finanzaufsicht vor Gericht

Der angeschlagene Immobilien-Investor Adler Group will rechtlich gegen Kritik der Finanzaufsicht BaFin vorgehen, die der Tochter Adler Real Estate Bilanzierungsfehler im Konzernabschluss 2019 vorwirft. Die Adler Group teile die Auffassung der BaFin nicht und lege Rechtsmittel ein, erklärte sie am Donnerstag.

Die Aufsichtsbehörde habe im Rahmen einer Fehlerfeststellung mitgeteilt, dass der testierte Konzernabschluss zum 31.12.2019 und der zugehörige zusammengefasste Lagebericht für das Geschäftsjahr 2019 der Adler Real Estate Bilanzierungsfehler enthalte. Die Gesellschaft Ado Properties sei dabei unzulässig konsolidiert worden. Am Donnerstag wurde gekannt, dass die BaFin noch weitere Fehler im Konzernabschluss beanstandet.

Die 1999 gegründete Euram ist als Vermögensverwalter für Kunden aus Europa, Russland, dem Nahen Osten und Zentralasien tätig und bietet Immobilienfinanzierung und Vermögensverwaltung an. Ihren ambitioniert gestalteten Geschäftsbericht bietet Euram außer auf Deutsch und Englisch auch auf Russisch an.

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