Wien ist Schlusslicht beim Wachstum

Wien ist Schlusslicht beim Wachstum
Vorarlberg liegt dank Industrie deutlich an der Spitze.

Keine guten Nachrichten für die Wiener Stadtregierung im Wahljahr: Im Bundesländervergleich schneidet die Hauptstadt bei der Wirtschaftsentwicklung heuer am schlechtesten ab. Das zeigt eine Prognose der Bank Austria. Demnach wächst Wien nur 0,4 Prozent, während es bei Spitzenreiter Vorarlberg 1,3 Prozent sind. Der Österreich-Durchschnitt liegt bei 0,9 Prozent. Im Vorjahr war die Situation in Wien nicht viel besser. Hier lag das Wachstum in Wien bei 0,1 Prozent. Nur Salzburg war mit 0,0 Prozent noch schlechter. Der Österreich-Schnitt betrug 0,3 Prozent.

Auch 2014 war Vorarlberg Spitzenreiter. Das Wachstum lag sogar bei 2,4 Prozent. Der Rückgang sei auf industrielle Sondereffekte zurückzuführen, sagt Bank Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Dass Wien heuer zurückliegt, sei ebenfalls auf die Industrie zurückzuführen. „Der Industrie wird es heuer besser gehen als den Rest der Wirtschaft. Davon hat Wien aber nur wenig, weil es hier kaum Industrie gibt.“ In der Hauptstadt liege der Schwerpunkt auf Dienstleistungen. Diese würden erst Ende des Jahres wieder einen Aufschwung erfahren.

Generell leide Wien in industriestarken Jahren unter vergleichsweise schlechterem Wachstum. In der Krise 2008/09 hingegen sei die Stadt am besten weggekommen.

Arbeitslosigkeit

Auch bei der Arbeitslosigkeit ist Wien negativer Spitzenreiter. Für 2015 ist in allen Bundesländern von einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote auszugehen – in Gesamtösterreich von durchschnittlich 8,4 auf über 9 Prozent. In den Bundesländern wird die Bandbreite zwischen 6 Prozent (Salzburg) und über 13 Prozent (Wien) liegen.

Die Entwicklung der einzelnen Branchen war 2014 sehr durchwachsen. Der Fahrzeugbau war mit einem Plus von fast 4 Prozent eine der Wachstumsstützen der österreichischen Industrie. Auch die Herstellung von elektronischen und optischen Erzeugnissen, elektrischen Ausrüstungen, die chemische und pharmazeutische Industrie und auch die Nahrungsmittelerzeugung steigerten 2014 ihre Produktion, während etwa die metallverarbeitende Industrie, der Maschinenbau sowie insbesondere die Energiewirtschaft Einbußen hinnehmen mussten.

Die Baukonjunktur in Österreich, vor allem der Hochbau, verlor im Verlauf des Jahres 2014 erheblich an Schwung. Jedoch wurde mit Unterstützung des Tiefbaus im Österreichschnitt ein geringer Wertschöpfungsanstieg um 0,5 Prozent real erzielt.

Dienstleistungen

Der Dienstleistungssektor schloss 2014 aufgrund der guten Entwicklung im Gesundheits- und Sozialbereich, bei öffentlichen Dienstleistungen und im Immobiliensektor mit einem leichten Anstieg der Wertschöpfung ab. Der Handel hingegen war in einem sehr angespannten Arbeitsmarktumfeld stark unter Druck. Zudem war die Einnahmenentwicklung im Tourismus angesichts eines Übernachtungsrückgangs in den westlichen Bundesländern angespannt.

„Angesichts eines verbesserten wirtschaftlichen Umfelds ist im Jahr 2015 für fast alle Bundesländer eine günstigere Konjunkturentwicklung als im Vorjahr in Sicht“, meint Pudschedl. Günstige externe Rahmenbedingungen, wie etwa die Festigung der Erholung in Europa, der schwächere Euro und niedrige Ölpreise, würden nach einem zurückhaltenden Jahresbeginn eine moderate Belebung der österreichischen Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf unterstützen.

Der Außenhandel werde an Schwung gewinnen, trotz der sich in einigen Wachstumsmärkten etwas eintrübenden Konjunktur und trotz der anhaltenden Russland/Ukraine-Krise. Jedoch werde er aufgrund der stärkeren Importe nicht mehr so stark zum Wachstum beitragen können. Die Auffrischung der Auslandsnachfrage sollte jedoch der Investitionstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte auf die Sprünge helfen, zumal die Finanzierungsbedingungen durch die lockere Geldpolitik der EZB anhaltend günstig bleiben sollten. Auch hält der private Konsum, unterstützt durch die niedrige Inflation, seinen moderaten Wachstumskurs. Damit werde die Inlandsnachfrage in den kommenden Monaten ein immer wichtigerer Träger der österreichischen Wirtschaftsdynamik werden.

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