"Wien braucht Weltkulturerbe nicht"

Invester-Chef Franz Kollitsch.
Der Immobilienentwickler errichtet Hochhäuser in Amsterdam und revitalisiert das Wiener Hilton.

Wer in Österreich Geld mit dem Vermieten von Wohnungen verdienen möchte, hat es nicht leicht – zahlreiche rechtliche Bestimmungen lassen kaum eine nennenswerte Rendite zusammenkommen. "Ich besitze keine einzige Eigentumswohnung zum Vermieten, weil im günstigsten Fall kommt eine Null dabei heraus", sagt Franz Kollitsch. Er mischt als Immobilienentwickler und -investor seit rund 15 Jahren am heimischen und europäischen Immobilienmarkt mit. Wenn, dann funktioniere Vermieten nur im großen Stil über den Mengeneffekt. Zudem müsste auch entsprechendes Fachwissen vorhanden sein.

Finanzierung

2005 gründete Kollitsch die APM Holding, später mit Erwin Krause das Immo-Unternehmen Invester. Dieses entwickelt und baut zahlreiche Projekte in ganz Europa. Für diese sucht er laufend fachkundige institutionelle und private Investoren, meist aus dem Familien- und Freundeskreis. "In zwei bis drei Wochen haben wir in der Regel die Mittel zusammen." Schwieriger sei es mit den Banken, diese seien mittlerweile ein Flaschenhals bei der Finanzierung. "Sie brauchen drei bis vier Monate bis zur Zusage."

Neben Wohnimmobilien, Einzelhandelsflächen und Büroobjekten sind auch Hotels im Fokus von Invester. Jüngstes Projekt sind die Amsterdamer Y-Towers. Nach dem Spatenstich im Juni sollen bis 2020 auf 106.000 ein Hotel- sowie ein Wohnturm entstehen. Die Fläche ist nur durch einen Fluss vom Hauptbahnhof getrennt. Auf der Liegenschaft mitten in der Stadt waren bis dato alte und ungenutzte Fabrikshallen von Shell. "Amsterdam ist ein heiß umkämpfter Markt. Aber das Filetstück haben Österreicher erhalten", ist Kollitsch sichtlich stolz. "Bei Immobilien kommt es auf das richtige Timing an." In den vergangenen drei Jahren habe man keinen Bieterwettbewerb verloren, bei dem er in Exklusivverhandlungen gewesen sei. "Durch die Größe unserer Transaktionen kommen die Menschen auf uns zu."

Invester verwaltet mit 25 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von fünf Mio. Euro ein Portfolio im Wert von 1,5 Milliarden Euro in Deutschland, den Benelux-Ländern, Polen und Tschechien. Bestrebungen gibt es, in den rumänischen Markt einzusteigen. Kollitsch sieht vor allem im Handelsbereich Potenzial.

In Österreich gehört das Outlet Center Parndorf zur Gruppe. Heuer wurde gemeinsam mit Rene Benkos Signa Holding die BAI, die Immo-Sparte der Bank Austria, erworben. Weiters wurden im Vorjahr die Ekazent-Gruppe mit 28 Handelsliegenschaften sowie von der Raiffeisen Zentralbank um 170 Millionen Euro das Hilton in Wien Landstraße übernommen. "Wir wollen dem Hotel, das 41 Jahre alt ist, wieder den Glanz geben, den es verdient. Es ist jetzt ein bisschen im Dornröschenschlaf."

Ersatzbaubehörde

Sorgen, dass es dabei wie beim nahen Intercont zu Problemen beim Umbau kommt, hat Kollitsch keine. Und er geht mit der Unesco hart ins Gericht. "Das ist ein privater Verein, der sich zur Ersatzbaubehörde berufen fühlt. Wien braucht das Weltkulturerbe überhaupt nicht. Wir können uns nicht von ein paar Menschen etwas vorschreiben lassen." Städtebau sei kein basisdemokratischer Prozess. "Hätte Kaiser Franz Josef die Ringstraße nicht gebaut, hätten wir noch heute die Stadtmauer und dürften sie nicht abreißen."

Es gebe einen Zuzug nach Wien, zudem werde zu niedrig gebaut. Kollitsch bekrittelt auch die zunehmende "Uniformität des Stadtbildes. Alle Häuser schauen gleich aus." In Amsterdam hingegen gebe es hohe und niedrige, schmale und breite Häuser. "Das Stadtbild lebt von der Vielfalt. Aber es gibt in Wien keine gestalterische Freiheit. Nur bei großen Projekten wie am Nordbahnhof oder in Aspern werde davon abgegangen, aber nicht in der Fläche, bedauert Kollitsch.

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