Urheber der Anzeige war jedenfalls der Wiener Anwalt Wolfgang List, der Aufdecker des Kärntner HCB-Skandals. Dabei wurden im Göschnitztal durch eine Deponie Futterwiesen und Milch vergiftet. Er besaß zahlreiches belastendes Material gegen Chorherr – darunter eine erste, kurze Spenderliste mit prominenten Namen aus der Bau- und Investorenszene. Durchwegs Personen, denen man nichts vorwerfen möchte, ohne etwas in der Hand zu haben.
Zufällig hatte einer aus dem Rechercheteam kurz zuvor zwei Wochen in Südafrika verbracht und die Region besucht, wo Chorherrs Projekt lag. Doch viel wichtiger war die Frage: Gab es Gegenleistungen dafür? Tagelang verglichen wir Spendendaten und verschiedenste passende Bauprojekte wie den Heumarkt. Nicht immer ist genau feststellbar, wann genau die Planung für ein Projekt beginnt. Das lässt sich eigentlich nur mit den Methoden der Justiz klären, also mit Hausdurchsuchungen.
Die Beteiligten gaben jedenfalls durchwegs zu, für die gute Sache – Schulen in Südafrika – gespendet zu haben, allerdings habe es dafür keine Gegenleistung gegeben. Chorherr kenne man aber kaum bis gar nicht. Und das obwohl Chorherr als der wichtigste Mann galt, wenn es um große Bauprojekte ging.
Chorherr sah eine "Kriminalisierung von Spendenaktivisten". Er gab an, vielfach nicht einmal zu wissen, wer überhaupt für seine Projekte gespendet habe. Auch habe er nicht für Förderungen für die Schulen in Südafrika im Wiener Gemeinderat gestimmt. Was zum Teil nicht stimmte, wie sich später herausgestellt hat.
Am Nationalfeiertag 2017 erschien der erste KURIER-Bericht unter dem Titel Chorherr: Spendenliste mit Beigeschmack. Niemand ahnte damals, dass die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft fünf Jahre dauern würden.
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