Wie ein Wiener Konzern weltweit für Schutz sorgt

Frequentis-Vorstand Norbert Haslacher: "Unsere Systeme retten Leben"
Das Unternehmen rüstet neben Flugsicherungen mittlerweile verstärkt Sicherheitskräfte aus.

Ob Bagatelldelikte, Kapitalverbrechen oder Anschlagsgefahr – die Rufe nach mehr Sicherheit und Kontrolle werden zunehmend lauter. "Daher war es eine gute Entscheidung, im Jahr 2001 im Sicherheitsbereich tätig zu werden", sagt Norbert Haslacher, Vorstand beim Wiener Technologiekonzern Frequentis. Damals, nach den Attacken auf das World Trade Center in New York, gab es massive Einbrüche in der zivilen Luftfahrt, Investitionen wurden zurückgestellt. "Frequentis hat ein zweites Standbein gesucht und gefunden", so Haslacher. Eben in der Ausrüstung von Sicherheitskräften.

"Wir wollten damals im Sicherheitsbereich bleiben; und es ist rückblickend sicher eine gute Entscheidung gewesen." Denn mittlerweile wachse der Bereich im Konzern am stärksten. Das ursprüngliche Geschäftsfeld – das Ausrüsten ziviler und militärischer Flugsicherungen mit Kommunikations- und Informationssystemen –, trage aber noch immer 60 Prozent zur Wertschöpfung im Konzern bei, hier sei man Weltmarktführer. "Die Kommunikation mit dem Boden ist das Wichtigste in der Luftfahrt", sagt Haslacher.

"Uns traut man zu, dass wir auch in anderen Bereichen die Systeme im Griff haben, da es in der Flugsicherung die strengsten Vorschriften gibt." Dieser gute Ruf helfe nun beim Ausrüsten von Sicherheitsanlagen. Zudem seien die Eintrittshürden für neue Mitbewerber entsprechend hoch.

Neue Aufträge

Daher darf sich Frequentis, das heuer sein 70-jähriges Bestehen feiert, laufend über neue Aufträge freuen. Vor Kurzem wurde Scotland Yard in London ausgerüstet – die größte Leitstelle Europas mit 30 Stationen in der Stadt. Zu den Kunden zählen auch die NASA, die europäische Weltraumagentur ESA, die Feuerwehr in Vietnam, die Leitstellen Norwegens sowie seit Kurzem die North Wales Police. In Bozen wiederum ging Ende November die Leitstelle für Brand- und Zivilschutz in Betrieb.

Über eine moderne zweisprachige Bedienoberfläche (deutsch und italienisch) ist es den Einsatzkräften nun möglich, alle Kommunikationskanäle – vom Notruf bis zur Koordinierung der Einsatzkräfte – über einen einzigen Touchscreen zu bedienen. Das helfe schneller zu werden und Fehler zu vermeiden. Unterm Strich sollen so die Ressourcen vor Ort besser zum Einsatz kommen. Die Kommunikation wurde zudem um den ausfallsichereren Digitalfunk erweitert.

In Österreich ist Frequentis Ausrüster von Austro Control, Bundesheer, ÖBB, der Schifffahrtsüberwachung auf der Donau (Donau River System), der Berufsfeuerwehr Wien und einzelner Rot-Kreuz-Stellen. "In Österreich werden viele Projekte gestartet, die wir weltweit exportieren", sagt Haslacher.

Social Media

Eines dieser Projekte ist ein kleiner, nachgebauter Einsatzraum in der Wiener Konzernzentrale. Dort werden alle Ideen zunächst getestet, bevor sie potenziellen Kunden vorgeführt werden. Themen der Zukunft seien die Integration von Videocall, Text- und Social-Media-Nachrichten (auch seitens der Einsatzkräfte) sowie automatisierte Notrufe aus dem Auto, so Haslacher. "Ziel ist es, punktgenau festzustellen, wo sich die Person, die anruft, gerade befindet."

In der Luft wiederum seien Drohnen das aktuell große Thema, so Haslacher. Im Rahmen des geplanten Single-European-Sky-Abkommens (einheitlicher europäischer Luftraum) werde viel Forschungsarbeit dazu betrieben. "Verhindern wird man Drohnen nicht können, überwachen und versuchen, sie nicht in bestimmte Bereiche eindringen zu lassen, aber schon."

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