Der Hafen von Golfito ist für die Größe des Städtchens von etwa 10.000 Einwohnern völlig überdimensioniert. Von 1941 bis 1984 war er ein wichtiger Exportterminal für die Bananen der United Fruit Company (UFC). Aber nicht nur der Hafen wurde von dem US-Multi gebaut, der sich 1984 in Chiquita umbenannt hat: Der gesamte Ort hat seinen Ursprung in einer Niederlassung der UFC – wie so vieles andere in Costa Rica, ohne das es kurioserweise die UFC wiederum nicht gegeben hätte.
Die Geschichte begann, als der US-Amerikaner Minor Cooper Keith 1877 den Auftrag übernahm, eine Eisenbahnlinie von Limón an der Karibikküste zur Hauptstadt San José zu bauen. Ursprünglich nebenher, ließ er Bananen anbauen, Anekdoten zufolge zur Verköstigung der Bauarbeiter.
Vom Hafen Limón aus verschiffte er die Bananen nach New Orleans. Im Jahr 1899 fusionierte seine Tropical Trading and Transport Company mit der Boston Fruit Company. Die United Fruit Company, die zum Inbegriff der neokolonialen Ausbeutung in Mittelamerika werden sollte, war erschaffen.
In Costa Rica sicherte sich das Unternehmen weitgehende Konzessionen, ab 1937 expandierte es auch in den kaum erschlossenen Süden des Landes. Insgesamt kontrollierte die UFC neun Prozent der Fläche von Costa Rica. Eine Zeit lang hatte sie in Costa Rica ein Monopol, in den 1950er-Jahren entfielen fast 60 Prozent der Exporte des Landes auf das Unternehmen.
Durch den Dschungel
Die UFC rodete aber nicht nur Wälder und legte Bananenplantagen an. Um ausreichend Arbeitskräfte in die weitgehend unbesiedelten Regionen zu bekommen, errichtete sie Siedlungen, durchaus mit hierarchisch und rassistisch getrennten Zonen. Im Süden Costa Ricas gehen unter anderem die Städte Palmar, Golfito und Ciudad Neily auf solche Arbeitersiedlungen zurück.
Um die Früchte abtransportieren zu können, ließ die UFC weitere Eisenbahnstrecken durch den Dschungel schlagen. Eine der wichtigsten führte in den Golfo Dulce. In einer Bucht dieses natürlichen Hafens, durch die Osa-Halbinsel vom wilden Pazifik abgeschirmt, baute der US-Multi Golfito.
Im Jahr 1984 zog sich die UFC abrupt aus Golfito zurück. Neben schlechteren Erträgen wegen Pilzbefalls und ausgelaugten Böden dürfte ein Arbeitskampf dafür ausschlaggebend gewesen sein. In der Nähe des überdimensionierten Piers erinnert eine historische Lok an die "Banana Railroad". Die Bahnstrecke gibt es nicht mehr.
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