Wie aus China eine Ski-Nation wird

Österreich hofft auf Olympische Spiele in Peking – auch die duale Ausbildung ist "Exportartikel".

Sollen die Olympischen Winterspiele 2022 in China stattfinden? Keine Frage, für Österreich wäre das ein Glücksfall, oder besser: ein Riesengeschäft. China ist Bewerber, hat aber noch großen Aufholbedarf. Da geht es längst nicht nur um simple Skiausrüstung, Lifte oder Schneekanonen für das kalte, aber schneearme Gebiet unweit von Peking. Es geht um einen Masterplan, wie der Skisport in der Region entwickelt werden kann. Österreichische Firmen haben zuletzt in Sotschi 2014 ihr Know-how bewiesen.

Am 31. Juli dieses Jahres wird die Entscheidung fallen. Peking hat sich mit dem 190 Kilometer entfernt liegenden Skiressort Zhangjiakou um die Ausrichtung der Spiele beworben. Einziger Gegenkandidat ist die kasachische Stadt Almaty. Die chinesische Metropole wäre bei einem Zuschlag die erste Stadt, die nach Sommerspielen (2008) auch das Winter-Großereignis austrägt. 300 Millionen Chinesen würde man dann für den Skisport gewinnen können, verkündete die chinesische Regierung vollmundig.

Wachstum verlangsamt

Doch eine "g’mahte Wiesen" ist der chinesische Markt für internationale Unternehmen nicht. "Intransparenz ist eines der größten Probleme", sagt Martin Glatz, Wirtschaftsdelegierter der WKO-Außenstelle Peking. Diese Unberechenbarkeit macht westlichen Firmen zu schaffen. Ein Problem sei auch, dass man in China vorwiegend über Netzwerke ins Geschäft komme. Korruptionsbekämpfung ist – zumindest verbal – ein Anliegen der chinesischen Regierung.

Das 1,6-Milliarden-Einwohner-Land hatte in den letzten 24 Jahren zwar mehr Wachstum, befindet sich aber mit sieben Prozent noch immer in einem Bereich, von dem Europa nur träumen kann. Man lege mittlerweile mehr Wert auf Qualität als auf Quantität, sagt WKO-Vertreter Glatz. Als "Megatrend" betrachtet er die Internationalisierung des chinesischen Marktes. Im vergangenen Jahr haben chinesische Firmen bereits mehr im Ausland investiert, als – umgekehrt – Investitionen nach China geflossen sind. Österreich exportiert nach China unter anderem Maschinen(teile), Motoren, Kraftfahrzeuge und Pharmaprodukte.

Der atemberaubende Immobilienboom in China habe sich etwas gelegt, die Nachfrage sinke, sagt Glatz. Die Verstädterung habe sich verlangsamt. Manche Gastarbeiter vom Land ziehen sich wieder in ihre Herkunftsregionen zurück. Denn einerseits gebe es dort wieder Arbeit. Andererseits seien sie in den Städten weitgehend rechtlos geblieben – zum Beispiel bekommen sie keine kostenlose Behandlung in öffentlichen Krankenhäusern.

In China hat sich dennoch ein neuer Mittelstand gebildet, der mehr Geld für Konsum, mehr Freizeit und mehr Geld für den stark wachsenden Dienstleistungssektor zur Verfügung hat. Und obwohl im Onlinegeschäft riesige Anbieter locken, lieben die Asiaten weiterhin ihre gigantischen Shopping-Zentren.

Lehrlinge à la Austria

Investiert wird auch in die Ausbildung der Einzelkinder. Wobei China derzeit fast zu viele Uni-Absolventen produziere, erzählt Glatz. "Der Wettbewerb um gute Posten ist hart." Ein kleiner österreichischer Exportschlager ist die duale Ausbildung (Kombination aus Schule und Betriebsausbildung). Das WIFI unterstützt in Schanghai und Chengdu die Ausbildung von Schweißern nach österreichischem Vorbild. Diese müssen sich nachher keine Jobsorgen machen.

Mit der steigenden Kaufkraft nimmt die Mündigkeit der Bürger zu. Sie machen Druck auf die Politik, sich der großen Umweltprobleme anzunehmen. Und auch das ist übrigens eine Marktchance österreichischer Firmen.

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