Westbahn fährt künftig nur noch im Stundentakt
Dämpfer für Westbahn-Fans: Im Zuge der Umrüstung von alten auf neue Garnituren wird der private Bahnbetreiber in den kommenden zwei Jahren von Wien nach Salzburg nur noch im Stunden- und nicht mehr im Halbstundentakt fahren. Und Abfahrtsort ist dann nur noch der Westbahnhof. Vom Praterstern fahren in diesen zwei Jahren keine Züge ab.
Grund dafür ist laut Miteigentümer Hans Peter Haselsteiner der Verkauf der 17 vierteiligen Westbahn-Zuggarnituren des Schweizer Herstellers Stadler an die Deutsch Bahn, die dringend zusätzliche Kapazitäten braucht.
Westbahn fährt ab Dezember stündlich
Der Verkauf erfolgt in zwei Tranchen. Die ersten neun Züge werden ab Dezember 2019 übergeben. Ab diesem Zeitpunkt soll auch der Stundentakt beginnen. Die zweite Tranche wird dann übergeben, wenn die Westbahn 15 neue sechsteilige Züge, ebenfalls von Stadler, bekommt. Das soll spätestens Ende 2021 der Fall sein. Dann will die Westbahn wieder den Halbstundentakt aufnehmen und auch wieder vom Praterstern abfahren.
Hintergrund für den Austausch des rollenden Materials bei der Westbahn sind deutlich günstigere Finanzierungsbedingungen und niedrigere laufende Kosten für die neuen Züge. Das Unternehmen will dadurch endlich Gewinne schreiben. Seit der Gründung vor zehn Jahren machte das Unternehmen außer 2016 laufend Verluste, die bis Ende 2019 auf 83 Millionen Euro angewachsen sind.
Unerwarteter Schwenk
Dass die Züge nun doch nicht wie erwartet aus China sondern aus der Schweiz kommen, hat laut Haselsteiner mehrere Gründe. Neben der günstigen Finanzierung sprechen auch bereits bestehende Zulassungen der Stadler-Züge für Europa. Die Züge des Schweizer Herstellers kosten 280 Millionen Euro. Dass in Zukunft aber einmal Westbahn-Züge aus China kommen könnten, will Haselsteiner freilich nicht ausschließen.
Haselsteiner und Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster sparten bei der Ankündigung des neuen Takts nicht mit Kritik an den ÖBB. Diese hätten in den vergangenen Jahren alles getan, um die Westbahn zu diskriminieren und zu schädigen. Haselsteiner und Forster sprachen auch von Schikanen bei Fahrplangestaltung, Trassenverteilung und Zugang zu Serviceeinrichtungen.
Durch die schwierigen Rahmenbedingungen hätten sich die Verluste zu einem Dauerzustand entwickelt. Mit dem Plan für die kommenden zwei Jahre entspreche man dem Wunsch der Eigentümer, nachhaltig in die schwarzen Zahlen zu fahren.
Wie sich die Ticketpreise entwickeln werden, wollte man nicht sagen. Derzeit kostet ein reguläres Ticket von Wien nach Salzburg 33,50 Euro, der Durchschnittspreis liegt aber wegen zahlreicher Aktionstarife bei 13,40 Euro. Um kostendeckend zu sein, bräuchte man einen Durchschnittspreis von 18 Euro.
„Nicht nachvollziehbar“
Die ÖBB wehren sich übrigens gegen die Vorwürfe. Eine Marktverzerrung sehen sie nicht. „Die ÖBB-Infrastruktur hat die Westbahn gleich behandelt wie jedes andere Eisenbahnverkehrsunternehmen“, sagt ÖBB-Pressesprecher Bernhard Rieder. So habe die Westbahn zum Beispiel alle auf der Weststrecke bestellten Trassen bekommen. Die Vorwürfe der Westbahn könne man daher nicht nachvollziehen.
Die alten Züge der Westbahn werden künftig auf der Strecke Dresden-Rostock unterwegs sein, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn dem KURIER mitteilt. Die Deutschen wollen bis 2030 ihre Fahrgastzahl von derzeit 150 Millionen pro Jahr verdoppeln. Die 17 Westbahn-Züge seien auf diesem Weg ein erster Schritt.
Teures Hobby
Die Westbahn wurde 2008 gegründet und ist seit Dezember 2011 mit ihren Zügen auf der Westbahnstrecke unterwegs. Die Haselsteiner Privatstiftung hält 49,9 Prozent an dem Unternehmen, der Sanierer Erhard Grossnigg über die Augusta Holding 32,7 Prozent und die französischen Staatsbahnen SNCF 17,4 Prozent.
Im Schnitt machte die Westbahn bisher jährlich zehn Millionen Euro Verlust, mit den neuen Zügen soll sich das ändern.
Entscheidender Faktor
Die Finanzierungskosten und die Vereinbarungen mit den Zugherstellern sind entscheidend für das Geschäft mit Stadler. Die Westbahn braucht als Privatunternehmen für die Finanzierung eine Kreditversicherung, die so viel wie ein ganzer Zug kostet.
Ältere Verträge der Beschaffungen aus den Jahren 2009 und 2014 hatten ungünstigere Service- und Wartungskonditionen, die neuen Verträge sollen für die Westbahn wesentlich günstiger sein.
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