Westbahn ab Dezember 2020 mit Chinesen auf Schiene

Diese ÖBB-Lok wurde im Auftrag des chineseischen Konzerns CRRC von Firma Tecsol modernisiert
Ab Dezember 2020 will die österreichische Privatbahn mit Zügen aus China den Markt aufrollen

Der Deal zwischen der privaten Westbahn um die Industriellen Hans Peter Haselsteiner und Erhard Grossnigg und dem staatlichen chinesischen Eisenbahnbauer CRRC dürfte zügig auf Schiene gebracht werden. Wie aus dem Unternehmen durchsickert, will die Westbahn bereits ab Dezember 2020 mit doppelstöckigen Schnellzügen aus China fahren. Die Dostos, wie die Doppeldecker in der Eisenbahnersprache genannt werden, sollen eine Höchstgeschwindigkeit von zumindest 250 km/h haben. Die Chinesen tüfteln aber bereits an der Serienreife sogenannter Bullet Trains mit Geschwindigkeiten zwischen 350 und 500 Kilometern in der Stunde.

Tor zu Europa

Der chinesische Fuhrpark der österreichischen Privatbahn soll zumindest 15 Triebwagengarnituren umfassen. Unklar ist aber weiterhin, ob die kleine Privatbahn diese Züge mit Hilfe einer günstigen Finanzierung der Chinesen ankauft oder im Zuge einer Beteiligung diese Triebwagenzüge von den Chinesen zur Verfügung gestellt werden. Für den chinesischen Global Player CRRC ist Österreich dabei offenbar nur ein Anschlussgleis, um auf den europäischen Markt mit Vollgas einbiegen zu können. Der Konzern dürfte vor allem den enormen Aufholbedarf in Sachen Investitionen bei der Deutschen Bahn im Visier haben.

45 Prozent Marktanteil

Entgegen anderslautender Meldungen hat der chinesische Staatskonzern CRRC, der rund 45 Prozent Anteil am Weltmarkt hat, über Tochterfirmen schon längst in Europa Fuß gefasst. So hat die Tochterfirma CRRC Zhuzhou Locomotive Co. (CRRC ZELC), die ihre Europa-Zentrale in Wien unterhält, bereits im Mai 2017 eine Nahverkehrstriebwagengarnitur in Mazedonien ausgeliefert. In chinesischen Medien wurde sogar von einem „EU-Reisepass“ für den CRRC-Zug gesprochen. Der Auftrag wurde bereits 2014 erteilt, der Zug entspricht laut CRRC den höchsten Zertifizierungsstandards der EU.

Geschäfte in Tschechien

Zugleich hat CRRC vom deutschen TÜV Rheinland eine Zertifizierung erhalten. Außerdem hat sich CRRC in Tschechien niedergelassen. Zwar klappte die Übernahme des Bahnbauers Skoda Transportation nicht, aber mit dem tschechischen Privatbahnbetreiber Leo Express wurde bereits 2016 ein Liefervertrag über drei E-Triebwagengarnituren abgeschlossen.

ÖBB-Lok modernisiert

Leo Express ist – wie die Westbahn – ursprünglich auf Züge der Schweizer Stadler Group abgefahren. Und in Kooperation mit dem steirischen Schienenfahrzeugausrüster Tecsol modernisierte CRRC die Diesel-Hybrid-Lok „1063 Innoshunt“ für die ÖBB.

„Die Lokomotive wurde mit einem Batteriesatz und einem Satz Hochleistungskondensatoren in Rekordzeit ausgerüstet“, heißt es auf dem Tecsol-Homepage. „Der Auftrag wurde in einer Kooperation mit der CRRC ZELC Verkehrstechnik GmbH, einer Tochter des weltgrößten Lokomotiven-Herstellers abgearbeitet und erfolgreich in Betrieb gesetzt.“ Auch die Hamburger S-Bahn und die Deutsche Bundesbahn wollen diese Rangierlokomotive, die von den Chinesen als „Kleinstlok HH“ und „DE-Hybrid“ bezeichnet wird, einsetzen.

So hat die Deutsche Bahn einen Rahmenvertrag über die Lieferung von 20 solcher Loks mit den Chinesen abgeschlossen. Dazu kommen noch Hunderte Güterwaggons aus China, die bereits auf dem Schiennetz Europas unterwegs sind.

Und in der Stadt Graz rollen seit Dezember 2017 zwei Elektrobusse aus der Fabrikation von CRRC.

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